Um etwa 19:50 war ich in der Kammer, mit einer Schüssel heißem Wasser und einem alten Stofffetzen, und das erste was ich tat, war das Fenster öffnen und durchlüften.
Während der angenehme Abendwind durch den Raum wehte, begann ich die zwei Kelche ordentlich auszuputzen bevor ich etwas Neues hinein geben würde.
Als dies erledigt war, habe ich mir schnell das kaputte Oberteil angezogen, ehe ich die Schüssel und das Tuch bei Seite gebracht habe und anfing, alle notwendigen Utensilien herbei zu räumen, die ich für diesen Zauber brauchen würde.
Das große Buch, eine große Schale aus dem selben Metall wie der Spiegel und die Kelche, ein anderer Beutel mit anderem Inhalt, den Ritualdolch und die Kreide vor mir ausgebreitet, stelle ich alles zwischen mir und dem Spiegel auf den Boden, mit Ausnahme des Buches, in dem ich sofort zu blättern beginne.
Die richtige Seite gefunden, klappe ich das Buch ganz auf und lege es auf den Boden, mit dem Stück Kreide dazwischen, sodass der Wind die Blätter nicht wieder umweht.
Mit dem Beutel in der Hand, gehe ich zu den zwei hohen Kelchen und schütte jeweils eine Hand voll weiß-transparente, kleine Kristallsplitter in diese, ehe ich den Beutel wieder zu mache und ihn zurück zum Kasten bringe, aus dem ich eine längliche Apparatur heraus nehme die die Form eines gewundenen Drachens besitzt und dessen Mund, die Öffnung dieses Gegenstandes bildet. "Tragbares Drachenfeuer", wie es die Zwerge nannten, war ein speziell angefertigtes Feuerzeug das tatsächlich ein magisches Feuer enthielt, das so heiß wie jenes der Drachen war.
Zurück bei den Kelchen, halte ich den Mund hinein.
Ich drücke den Abzug um die Mechanik in Gang zu bringen und mit einem gut hörbaren Getöse, schießt gleißendes Feuer aus der Apparatur die die Kristalle mit einer blau-grünen Flamme zu brennen bringt.
Nachdem auch die anderen Kristalle entfacht wurden, bringe ich das Drachenfeuer wieder zurück in den Kasten, nur um mit meinem Siegel ein Fach ganz unten zu öffnen und eine Metallkiste heraus zu nehmen, die ebenso mit einem Siegelschloss verschlossen ist.
In dieser Kiste, war nichts weiter als Aetherium-Staub, das beim Verarbeiten von Aetherium übrig geblieben oder abgefallen ist und das ich für diverse Zauber zu verwenden begann, als ich realisierte, dass ich mich mit der Magie leichter tue, wenn ich Aetherium direkt verwende.
Sachte stelle ich die Box vor dem Spiegel auf den Boden zu den anderen Sachen und öffne sie, um mit der bloßen Hand eine gute Hand voll in die große Schale zu geben, ehe ich sie wieder verschließe und zurück bringe, nachdem ich meine Haut so sorgfältig wie möglich von dem Material befreit habe.
Wieder vor dem Spiegel, hebe ich das Buch hoch und beginne mit der Kreide die Symbole auf der Seite abgebildet, auf den Spiegel zu übertragen.
Noch einmal sicher gehend, dass alle Symbole ordentlich abgezeichnet sind, entferne ich mich vom Spiegel, lege Buch und Kreide wieder auf den Boden und gehe zurück zum Lichtschalter um dieses zu löschen.
Kaum wird die Kammer nur mit den bläulich-grünen Flammen erhellt, kann man sehen, wie die Linien der Kreide zu glühen angefangen haben.
Die Verbindung vom Drachenfeuer, den Kristallen und den Symbolen, resultiert darin, dass dieser Spiegel sich abermals ändert und zu einem simplen Rahmen wird, in dem eine Art Blaupause meines neuen Körpers hängt, sobald ich fertig bin diesen anzufertigen.
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Ich weiß nicht wie spät es ist als ich endlich fertig bin und mich müde auf einen Stuhl setze.
Meine linke Hand pocht vor Schmerz und ich schaue mir das Blut an, das nicht aufhören will zu fließen.
Viele Alterationszauber benötigen kein Blut um diese zu wirken, aber wenn man will, dass wirklich niemand bemerkt, dass der Körper in dem man steckt nur Trug und Schein ist, dann muss man bereit sein, ordentlich viel Blut dafür zu lassen, sodass dieser "falsche Körper" so echt wie er nur sein kann, ist.
Müde ziehe ich mir das Oberteil aus und winkle es um meine blutende Handfläche, ehe ich mich wieder zum Spiegel wende in dem der Körper eines nackten Waldelfen in der Luft zu schweben scheint.
Er ist noch leicht durchsichtig mit einer gräulich-weißen Haut und besitzt keine Haare (oder Augen, was dies betrifft), aber mit jeder verstreichenden Minute, wirkt er immer realer.
Das Feuer der Kelche flackert in seine Richtung und von der Schale mit dem Aetherium, vermengt mit meinem Blut, steigt langsam blau-leuchtender Nebel empor der ebenso, wie ein geisterhafter Schleier, zu ihm schwebt.
Es würde noch Stunden dauern, bis der Körper bereit ist, weshalb ich alles so lasse bis morgen, nachdem Charlottes Onkel abgereist ist, und aus der Kammer gehe, direkt zu meinen Privatgemächern um mir meine Hand wieder zusammen zu nähen und schlafen zu gehen.
Währenddessen bei Anuruyn.
Die Bosmer hat sich eine dunkle, enge Kleidung angezogen, in denen sie sich gut bewegen konnte. Wadenhohe Stiefel mit einer weichen Sohle und einem Gürtel, an dem einige Taschen sind, komplettieren das Outift.
Ich bin weg für einige Stunden. Gute Nacht.
Gute Nacht, An.
Anuruyn schließt die Tür zum Gästezimmer in dem sich ihr Bruder einquartiert hat und verlässt die Villa in Richtung Palast um Charlotte für den Unterricht abzuholen.
Um 21:55 Uhr, steht sie vor der Flügeltür und klopft fest dagegen, damit mein Schützling es auch garantiert hören kann, ehe sie hinein tretet.
Charlotte, seid Ihr fertig?