Die Sonne geht zum zweiten Mal auf, was ich erst diesmal mitbekomme als sie mir direkt ins Gesicht scheint.
Müde öffne ich meine Augen und schaue zur Wand mir gegenüber.
Es braucht einige Sekunden bevor ich mich orientiert habe und mich schließlich aufsetze, um mir meine Müdigkeit aus den Augen zu reiben.
Mein Blick geht zur leeren Seite vom Bett und ich runzle meine Stirn etwas.
Hm,..., kommt nur über meine Lippen.
Mit Schwung werfe ich die Bettdecke um, verkrümel mich ins Badezimmer um meine morgendliche Routine abzuhacken und schließlich mit gewaschenem Gesicht, geputzten Zähnen, entleerter Blase und halbwegs gekämmtem Haar wieder aus diesem heraus zu kommen.
Bevor ich mich anziehe, dehne ich meine Glieder noch ordentlich, dabei tief in Gedanken verloren wo Mira sein könnte und vor allem, welcher Tag es eigentlich ist.
Nachdem ich das Nachthemd gegen einer Hose, einem Oberteil und den Stiefeln mit einem frischen Paar Socken ausgetauscht habe, bette ich schnell auf und gehe mit dem Geschirr in der Hand aus dem Zimmer, das ich abschließe und hinab gehe.
Unten angekommen, schaue ich mich um und versuche den Geruch des Mädchens zu erwittern, doch mehr als nur ein schwacher Hauch ist nicht mehr wahrzunehmen, was mich etwas besorgt werden lässt.
Scotty,....!, sage ich laut während ich mit den ganzen Zeug zur Theke eile. Hast du das Mädchen, das bei mir war irgendwo gesehen?
Der Mann dreht sich von einem Waschzuber um und überlegt kurz.
Hm,... nein,... nicht heute jedenfalls.
... was meinst du mit "nicht heute"?!
Scotty stützt sich an der Theke ab und runzelt die Stirn.
Die Kleine ist gestern eine Weile nachdem du rauf gegangen bist hinunter gekommen und hat sich das Schwarzen Brett angeschaut.
DAS SCHWARZE BRETT??!! Rasch hebe ich meine Hände. Tut mir leid, tut wirklich mir leid!.... hat sie sich etwas davon abgerissen?!
Während ich diese Worte sage, schlägt mir mein Herz bis zum Hals hinauf und ich kann es in Scottys Gesicht sehen, was die Antwort ist.
Ich-... ja, ich glaube schon.
Mich schwer zusammen reißen müssen nicht laut aufzuschreien, kralle ich mich in das Holz der Bar und beuge mich tief hinab, meinen Kopf zwischen die Arme hängend und mir fest auf die Unterlippe beißend.
So stehe ich vor dem Wirt und versuche mich so gut es geht wieder zusammenzureißen ehe ich mich langsam wieder aufrichte und ihn anschaue.
Ich nehme nicht an, dass du eine Art Liste führst, wo eine kurze Übersicht über alle ein- und ausgehende Aufträge steht?
Bevor Scotty etwas sagen kann, höre ich wie sich hinter mir jemand nähert und mit einem Räuspern versucht von einem von uns die Aufmerksamkeit zu erlangen.
Überrascht drehe ich mich um und sehe einen jüngeren Mann, der mich direkt anschaut.
Entschuldigt, aber ich habe mitbekommen, dass Ihr nach einem Mädchen sucht.
Misstrauisch mustere ich den Mann und nicke anschließend.
Ja. Was wisst Ihr darüber?
Tja,... die Kleine hat mich gestern gefragt ob ich ihr eine Aufgabe vom Brett vorlesen kann.
Meine Ohren spitzen sich und ich weite meine Augen.
Am liebsten hätte ich ihn gefragt, wie er ein kleines Kind einen Zettel von dem Ding geben kann und was er hier noch macht, beherrsche mich aber noch rechtzeitig und frage so ruhig wie es mir möglich ist.
Wisst Ihr noch zufällig was auf dem Zettel stand...?
Ja, hier., der Mann kramt etwas aus seiner Hosentasche heraus und haltet mir schließlich ein zerknittertes Stück Papier hin. Ich habe mir schon gedacht, dass jemand kommt um nach ihr zu suchen.
Schnell nehme ich ihm den Auftrag aus der Hand, streife das Pergament glatt und lese mir die kurzen Zeilen durch.
Herr Dolom,.... Herr Dolom,... Cicero Dolom, der alte Alchemist?, fragend schaue ich zu dem Kerl der nickt.
Vage konnte ich mich noch an Cicero erinnern und dass ich Geschäfte mit ihm geführt habe, als ich noch hier in meinem Palast lebte, aber ich wusste beim besten Willen nicht mehr, wo sein Haus stand.
Das musste man auch an meinem Gesicht sehen, denn ohne dass ich überhaupt nachfragen muss, erklärt mir der Mann wohin ich gehen muss.
Ich bedanke mich bei ihm und laufe die Treppen hinauf um mir meinen Mantel zu holen und meinen Rucksack auszuräumen, damit ich Platz für Proviant habe, ehe ich mich auf den Weg zu dem Alchemisten machen würde, stark damit rechnend, dass ich noch länger unterwegs sein werde.
Die Tür abermals zugesperrt, laufe ich die Treppen wieder hinab und gebe den Schlüssel zu Scotty.
Ich weiß nicht wann ich wieder zurück bin, aber das Zimmer lässt du mir bitte noch, ich werde den Deckel begleichen sobald ich wieder hier bin.
Wir verabschieden uns und gerade als ich durch die Tür gehen will, laufe ich in eine Person hinein, was mich etwas zurück taumeln lässt.
Verzeihung...!, gebe ich schnell zurück, als ich erkenne wer es ist.
Fenris! Da steckst du! Ich dachte wir treffen uns beim Marktplatz?
Verdutzt schaue ich zum Mann, der nur eine Silhouette im Türrahmen ist und verenge meine Augen um ihn deutlicher sehen zu können.
Davelis...?
Ja, Davelis. Hast du dir deinen Kopf angestoßen?
Ich blinzle einige Male um mir wieder alles ins Gedächtnis zu rufen, was nach einiger Zeit auch funktioniert.
Ich habe gesagt wir treffen uns beim Marktplatz, und falls ich nicht dort sein sollte, würdest du mich hier finden, was du ja auch getan hast, Dave... Hast du meine Bezahlung?
Selbstverständlich., Davelis öffnet seine große Ledertasche und zieht einen größeren Beutel, sowie ein Lederrohr, heraus, die er mir aushändigt.
Das Gewicht abschätzend, schaue ich ihn kritisch an.
Muss ich nachzählen?
Pfff! Für was hältst du mich?!
Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.
Ich weiß ja wo ich dich finde, sollte es nicht die abgemachte Summe sein, Davelis.
Ja, ja, ist ja schon gut,.... Ich habe dir im Übrigen dein Pferd mitgebracht.
Der böse Blick ist wie weg gefegt und ich lächle meinen Waffenbruder an.
Na das wird mir meine Reise erheblich verkürzen!
... Reise?
Kurz erzähle ich ihm alles was passiert ist, seit ich hier in Gondal angekommen bin und ignoriere seinen verwirrten Gesichtsausdruck, bis ich schließlich damit ende, dass ich mich nun auf den Weg machen würde.
Willst du mich begleiten?
...nnnnnein,... nein Danke,... ich werde mir erstmal gemütlich einen Met genehmigen und dann wieder verschwinden. Ich habe alles erledigt was ich tun muss und will nur noch Nachhause.
Doch etwas schmunzelnd, nicke ich verständlich und verabschiede mich von dem Mann und gehe nun doch noch einmal in mein Zimmer um das Zeug dort sicher zu verbarrikadieren, ehe ich ein zweites Mal hinab gehe, den Schlüssel bei Scotty abgebe, mich ein weiteres Mal verabschiede und zu meinem Pferd gehe, das mich freudig anschnaubt.
Mit einem Lächeln gurte ich meinen Rucksack am Sattel fest und schwinge mich auf Galpas, ehe ich den Hengst umdrehen lasse und, mit einem leichten Druck meiner Fersen in seine Flanken, zum sanften Trab bringe.