Ich stehe nackt hinter dem Spiegel und betrachte den Rücken meines neuen Körpers.
Mir schlägt das Herz bis zum Hals als ich daran denke, was für Komplikationen auftreten können und auch höchstwahrscheinlich werden,... wie jedes mal bisher.
Diese Komplikationen variierten gewaltig.
Von schwerwiegenderen Dingen, wie das tatsächliche Brechen meiner eigenen Knochen, bis hin zu Leichten, wie eine andere Augenfarbe als jene, die ich geplant habe,... demnach konnte man es mir nicht verdenken, dass ich so zögerlich bin in die Hülle hinein zu steigen.
Noch einmal atme ich tief durch und schaue zu Anuruyn, die mir gegenüber auf der anderen Seite des Rahmens steht und das Badetuch bereits ausgebreitet in den Händen haltet.
Auch ihr Blick ist ernst und ich kann sehen, dass sie jeden Muskel angespannt hat, bereit sofort zu reagieren.
Ich schaue wieder zurück und strecke meine Hände aus.
Sobald ich den Körper berühre, fängt dieser an, an den Stellen wo meine Haut auf die seine trifft, zu glühen und es wirkt fast so, als ob ich mit ihm verschmelze.
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Die Prozedur dauert keine Stunde und ich liege schwer atmend und in Schweiß gebadet in Anuruyns Händen.
Je mehr ich mich in die Hülle gelehnt habe, desto mehr veränderten sich meine Proportionen und als ich gänzlich in diesem war, schnappte diese nach Luft und seine seelenlosen Augen bekamen Glanz und Leben.
Das Glühen starb ab und ich viel aus dem Rahmen hinaus, landete dabei schmerzhaft mit den Knien auf der Metallschüssel die keinerlei Aetherium-Staub mehr beherbergte und kippte um, wobei mich meine rechte Hand aufgefangen hat und mein Gesicht mit Argusaugen begutachtet.
Meister?!
, höre ich schließlich ihre Stimme als ich halbwegs wieder zu Atem gekommen bin.
Langsam öffne ich meine Lider und schaue zu Anuruyn.
Hat es funktioniert?
, meine Stimme klingt rau, brüchig und sogar etwas anders.
Abermals betrachtet sie mich genau.
So wie es ausschaut, ja.
Etwas beschwerlich, stehe ich auf und schaue in den Spiegel, der wieder normal geworden ist. Und selbstverständlich war dort nicht mehr mein normales Abbild zu sehen, sondern ein
spitzohriger, weißhaariger Waldelf mit einer sorgfältig platzierten Narbe am Gesicht, der sich selbst mit orangen Augen betrachtet.
Mit einem erfreuten Grinser auf meinen neuen Lippen, drehe ich mich zu Anuruyn um, die ich gerade einmal ein, vielleicht zwei Zentimeter überrage, und halte meine Arme auseinander damit sie einen vollen Blick auf meinen nackten Körper bekommt.
Es hat funktioniert!
Äußerst zufrieden darüber, trotzdem noch ein wenig Bedenken habend, nehme ich das Badetuch entgegen und wickle es um meine Hüfte, ehe ich noch recht wackelig hinter den Spiegel zum Tisch gehe, um mir meine Kleidung zu schnappen.
Ich nehme die Taschenuhr aus meiner Weste und öffne den Deckel. Die Uhr zeigt 09:50 Uhr.
Wieder zurück bei meiner Helferin, gebe ich ihr meine Sachen damit ich die Tür aufmachen kann, allerdings fehlt mir die Kraft dazu, weshalb Anuruyn mir meine Kleidungsstücke wieder zurück gibt und dies für mich erledigt. Ich vergesse jedesmal, wie viel Energie ich verbrauche bei so einem Zauber.
Dankend gehe ich an der Elfin vorbei und die Stufen hinab, dabei stolpere ich und falle beinahe Kopfüber die Treppe hinunter, hätte mich Anuruyn nicht noch rechtzeitig am Oberarm zurück gehalten.
Mit geweiteten Augen starre ich sie an und presse meine Kleidung an mich.
Himmel,....! Ich habe vergessen, dass meine Beine kürzer geworden sind.
Diesmal sehr darauf bedacht einen Fuß nach den anderen zu setzen, kommen wir schließlich heil vor meiner Zimmertür an.
Braucht Ihr noch etwas?
Kurz überlege ich und schüttle anschließend den Kopf.
Nein, das ist alles für heute soweit. Danke Anuruyn, ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen.
Ob man es glaubt oder nicht, die ansonsten so beherrschte Bosmer weiß nie genau wie sie mit Komplimenten umgehen soll, weshalb sie versucht das Erröten ihrere Wangen zu vertuschen indem sie nur nickt und schnell hinunter zum Eingang eilt um zurück zur Villa zu gehen.
Ein schiefes Lächeln erscheint in meinem Gesicht und ich gehe in meine Privatgemächer um mich ordentlich anzuziehen.
In meinem Schlafzimmer, schaue ich in meinem begehbaren Kleiderschrank nach etwas passendem fürs Trainieren.
Da ich erst zu Mittag, beziehungsweise frühem Nachmittag, nach Araneomora aufbrechen will, möchte ich die Zeit nutzen mich in meinem temporären Körper kurz auszutoben und richtig einzuleben, damit ich dieses lästige Gefühl, als ob jede Bewegung die man macht falsch wäre, loswerde.
Selbstverständlich sind meine Kleider hier nur für meinen gewöhnlichen Körper gefertigt, weshalb ich dies auch gleich ausnutze um eine andere Befürchtung los zu werden.
Nachdem beim Prozess des Veränderungszaubers selbst nichts schief gegangen ist, befürchte ich beinahe, dass dies auf Kosten meiner gewöhnlichen Kraft war und diese nun unterbunden ist, bis ich mich darum explizit kümmere oder gar aus dem Körper wieder hinaus steige, was an sich ebenfalls nur mit Magie machbar ist,... oder mit brutaler Gewalt in dem ich ihn"einfach" zerreiße.
Mit einer ernsten Mimik nehme ich mir eine kurze Hose und ein T-Shirt heraus, dass ich beides in meinen Händen halte und versuche, die Größe mit Hilfe meiner Fähigkeiten zu ändern, jederzeit damit rechnend, dass etwas schief geht.
Doch zu meiner großen Überraschung, verändern sich die Kleidungsstücke und werden kleiner, ganz ohne Feuer zu fangen oder sich in Luft aufzulösen.
Überrascht, zufrieden, aber noch immer die Möglichkeit im Hinterkopf behaltend, dass etwas schief geht, werfe ich das Badetuch auf die Chaiselongue und ziehe mich an, ehe ich meine Gemächer wieder verlasse und zu Fuß hinunter gehe um einen Abstecher zum Trainingsplatz zu machen.