Halbherzig verstaut Rosaina die Sachen in den großen Korb und stopft die Decke einfach zwischen ihren Arm und den Korb.
Mit großen Schritten geht sie zum Schloß zurück, ein, zwei Male über ihre Schulter schauend um zu sehen ob Charlotte ihr nachkommt, und geradewegs in die Küche.
Wir sind fertig! Dankeschön! Wir gehen zum Hafen!
Mit ihrer lauten Stimme, die
königliche Stimme, so wie sie sie nennt, stellt sie das Zeug einfach auf eine der Arbeitsflächen ab.
Ohne ein weiteres Wort zu reden, macht sie am Absatz kehrt und geht mit Charlotte, nicht minder langsam wie zuvor, in Richtung Haupteingang da dies der schnellste Weg zum Hafen ist.
Vom Schloß bis hinab in die Stadt, brauchte man 20 Minuten, 15, wenn man so ging wie Rosaina, und von dort zum Hafen, weitere 15 Minuten. 10, bei dem Tempo das die Fürstin von Abral an den Tag legt.
Ihr Weg führt sie auf einer breiten, bepflasterten Hauptstraße direkt zu einem großen Platz im Zentrum der Stadt Lentie, dem "Sirena Piazza Principa", dessen Name von dem großen Brunnen herrührt der die Mitte des Platzes ziert in der eine Meerjungfrau in einer Muschel sitzt und dabei ist ihr Haar zu kämmen während neben ihr ein riesiges Tritonshorn Wasser hervor speit.
In der Schwesterstadt Rueda, war ebenso ein großer Brunnen, doch saß auf diesem ein bärtiger Mann mit langem Mantel und einem Dreispitz Hut auf einem Stein, der sehnsüchtig in Richtung Meer schaut, umgeben von Fischen aus dessen Mündern das Wasser hervor trat. Dieser Platz trug den Namen "Plaza Navigante Desi Piélago".
Der eigentliche Namen war etwas länger, doch da niemand Zeit hatte diesen voll auszusprechen, nennen ihn die Einheimischen nur "Navigante", oder noch kürzer, "Gante".
Nun am Sirna Piazza Principa angekommen, wird Rosaina etwas langsamer und atmet einmal unscheinbar tief durch.
Kurz blickt sie ebenso unscheinbar zu Charlotte um zu sehen, ob das arme Ding noch lebt oder kurz vor dem zusammenbrechen ist, so schnell wie sie den relativ steilen Hügel hinab gegangen ist.
Verzeihung Charlotte, wir werden uns die Stadt in aller Ruhe die Tage anschauen gehen, aber ich will beim Hafen sein wenn Ferrys vom Schiff geht.
Vom Piazza verlief die Straße einen milden Hügelverlauf hinab wo dieser dann auslief und im Hafen endete.
Um so weiter sie den Hügel hinab gehen, um so mehr kann man bereits die gigantischen Segel der größten Schiffe sehen, von denen immer mehr zu sehen ist, um so Näher sie dem Ankerplatz kommen.
Die letzten paar Meter sind schnell überbrückt und die schiere Anzahl an Menschen direkt in der Bucht war immens. Es war kaum zu glauben, dass diese Stadt so viele Menschen beherbergt.
An einer Stelle, wo man die meisten Schiffe sieht, bleibt sie stehen und lässt ihren Blick von links nach rechts gleiten und verzieht dabei ihr Gesicht.
Hm,... war wohl doch nicht die Mistral.... AH, DORT!
Begeistert streckt die Fürstin die Hand aus und deutet auf ein gewaltiges Schiff aus dunklem Holz und gesetzten Segeln (auf dessen Hauptmast) eine große Sonne abgebildet ist.
Die Mistral legt an!
Direkt vor ihnen läuft das Schiff auf dem Ferrys immer wieder aushilft in den Hafen ein und so schnell wie das Schiff am Dock ankommt, so schnell hat Rosaina Charlottes Hand genommen und ist ebenso dort,... sowie Dutzende andere.
Etwas irritiert darüber, dass die Masse an Menschen ihr und Charlotte den Weg abschneiden, wird ihr wieder bewusst, dass sie weder in einer Regalia steckt oder ihr Diadem aufhat,... oder irgend etwas anderes an sich trägt woran man sofort erkennen kann, dass die Herrscherin des Reiches und ihr Gast hier herum wandern und nicht nur zwei Frauen die ein Auge auf die stattlichen Seemänner und Seefrauen werfen wollen.
Als es der Frau dann doch zu bunt wird, und sie nur zäh durch die Menschenmenge kommen, bleibt sie stehen und holt tief Luft.
Ich gebiete euch auf der STELLE platz zu machen!
Abermals ist Rosians "Königliche Stimme" für alle Leute zu hören.
Die paar Männer und Frauen die direkt vor ihnen stehen geblieben sind drehen sich mit einem verstimmten Blick um, nur um ein Gesicht zu sehen, dass so wütend ist, dass ihnen die blöden Kommentare im Hals stecken bleiben.
Gleich noch mehr, als sie erkennen wer dieses vorlaute Weibsbild eigentlich ist.
E-eure Hoheit!
So als ob ein Feuer ausgebrochen wäre, löst sich der Haufen vor dem Schiff und um sie herum auf und alle Augen sind auf Rosaina und Charlotte gerichtet.
Währenddessen auf der Mistral.
Kapitän de Gama, mit lauten Rufen seine Leute kommandierend, schaut zu wie einige Männer die Ausbeute an Fisch und Krustentieren zu entladen beginnen und dann nach oben, wo Ferrys (mit einem dicken Seil in der Hand) hinab an Deck springt um das letzte Segel hoch zu ziehen.
Der junge Prinz und seine Kameraden ziehen gemeinsam das letzte Stück des Segels hoch und binden es fest und kaum ist das erledigt, donnert eine ihm sehr bekannte Stimme über den Hafen einige Meter unter ihnen.
Selbst Kapitän de Gama, der den Tumult und den Lärm gut ignorieren konnte, zieht seine buschigen Augenbrauen hoch und beugt sich über die Reling als eine unglaublich laute Stimme einer Frau über den Platz ertönt.
Seine Augenbrauen gehen noch weiter nach oben und auch Ferrys, der sich mitsamt anderer Seemänner zu ihm gesellt hat, kann nur seine Augen weiten.
Wie von einer Hornisse gestochen, läuft der junge Mann zu einem Seil und lässt sich an diesem vom riesigen Schiff gleiten, etwas das er immer macht, da er zu wenig Geduld hat um auf die Rampe zu warten.
Barfuß und nur in seinem "Seefahrer-Outfit" bekleidet, läuft er über das steinerne Dock zu der Menge an Leuten die einen Kreis um seine Mutter gebildet haben.
Vor lauter Panik ob der Vermutung, dass er diesmal eventuell VOR den ganzen Leuten gescholten wird, hat er gar nicht mitbekommen, dass neben Rosaina eine liebliche Frau steht die er vor ein paar Tagen kennen gelernt hat.
Und als die Leute auch ihm Platz gemacht haben (nicht ohne der Hilfe des Kapitäns der sie darauf aufmerksam gemacht hat dass der Prinz von Bord ist), bleibt Ferrys wie vom Donner gerührt stehen als er Charlotte sieht.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schafft er es seine Überraschung fallen zu lassen und ein erfreutes, breites Lächeln zeigt sich auf seinen Lippen.
Charlotte,...!