Er war über die Dächer der Stadt verschwunden, hörte Perigrims gestelltes Fluchen im Hintergrund und schöpfte wieder etwas Mut. Vielleicht würde dieser Kerl ihm wirklich helfen können. Andererseits...vielleicht fand er ihn doch nicht mehr, auch wenn er sich nicht in der Kanalisation aufhielt. Talan lief durch die engen, verwinkelten Gassen der Stadt, zurück in Richtung Unterschlupf. Doch als er um eine Ecke bog, prallte er gegen eine große Gestalt. Er fiel hin und sah nach oben. Aus dem Dunkel trat einer von Nerias Schlägern.
"Sieh mal einer an...Neria wird gar nicht gefallen, was ich ihr heute zu berichten habe.", aus dem Dunkel schoss eine Hand hervor, packte den Jungen am Kragen und so wurde er über das Pflaster geschliffen.
"Lass mich los du stinkender Bastard! Ich habe das Gold wiederbeschafft! Ich musste nur auf einen geeigneten Moment warten!"
Eine Faust flog mehrmals heran und hinterließ sein Gesicht blutig und geschwollen.
"Achte auf deinen Ton, Bursche! Ansonsten muss ich Neria berichten, dass du beim stehlen erwischt und getötet wurdest."
Talan konnte nicht mehr antworten, die Welt vor seinen Augen war verschwommen. Ob er die Nacht noch überleben würde?
...
Er überlebte die Nacht, fing sich aber noch richtig schwere Prügel ein. Sein Gesicht war blau und geschwollen, sämtliche Knochen schmerzten. Vielleicht war auch irgendetwas gebrochen, aber das interessierte niemanden. Seine Essensrationen würden demnächst auch sehr mager ausfallen, das hatte ihm Neria schon angekündigt. Außerdem solle er ihr dankbar sein, noch weiterleben zu dürfen. Beim nächsten Mal würde es nicht mehr so gut für ihn ausgehen.
Heute Nacht war er wieder unterwegs, um Beute für den Untergrund zu machen. Allerdings trieb er sich noch in den weniger noblen Vierteln der Stadt herum und war auf dem Weg zum Haus eines der reicheren Bürger dieser Stadt. Neria hatte es auf dessen Juwelen abgesehen und er war gut im Schlösser knacken. Die Gefahr allerdings, bei diesem Einbruch geschnappt zu werden, war sehr hoch. Natürlich würde das Anwesen stark bewacht sein und so oder so...sollte er geschnappt werden, war es vorbei mit ihm. Wenn nicht durch die Wachen, dann durch ihre Schläger. Dieser Auftrag war fast nicht zu schaffen und zeigte, wie tief er in ihrer Gunst gefallen war. Sie nahm es billigend in Kauf ihn zu verlieren. Perigirm würde ihn wohl nicht mehr retten müssen, weil es niemanden mehr zu retten geben würde.
Talan schlich gerade durch die Gassen und drückte sich in die Schatten als er eine Entdeckung machte. War das gerade Perigrim der da in dieser Taverne mit Anderen verschwunden war? Er konnte nur einen kurzen Blick erhaschen, aber es könnte sein. Grübelnd und nervös mit den Füßen wippend hockte er hinter einem Fass. Neria würde ihn beobachten lassen und wenn er sich jetzt auffällig verhielt, würde das sein Ende besiegeln. Andererseits...war er nicht schon längst verloren? Aber so würde er Perigrim ebenfalls in Gefahr bringen. Nervös sah er sich um...er würde eine Entscheidung treffen müssen...und zwar schnell.