Muss fürs Wochenende reichen
Kapitel 9: Echte Freunde
Es war still in mir drin geworden. So still, und das, obwohl ich inzwischen so gut wie immer mitbekam, was um mich herum passierte. Er beachtete mich kaum, und ich war eigentlich zu sehr in Gedanken um mich irgendwie, gegen ihn zu wehren, und er... na ja, er schien nicht gut gelaunt zu sein, wegen der Erinnerung von ihm, die ich mitbekommen hatte. Hätte er sich völlig aus meinem Kopf verzogen, wäre mir das natürlich noch lieber gewesen, aber diese Ruhe war auch schon nicht sonderlich schlecht. Schade und gleichzeitig gut, fand ich, dass sich Lily und Holly von mir fernhielten. Nur hin und wieder fing ich Blicke von ihnen auf, die ich zumeist nicht so ganz deuten konnte.
Etwasrichtig seltsames geschah erst wieder einige Wochen später. Und wer denkt, dass es wieder irgendein Angriff auf Mitschüler von meiner Seite aus war, der irrte sich. Es war eine stinknormale Stunde Zaubertränke. Naja, normal insofern, als das ich eine fremde Person in meinem Kopf hatte, und deswegen nicht das tun konnte, was ich tun wollte.
~Das könntest du doch eigentlich wissen Minda.~
~Hm?~ Er hatte es wahnsinnig gut geschafft, mich aus meinen Gedanken zu reißen. Zudem er mich bei meinem Richtigen Namen genannt hatte. Wenn er den kannte, dann sollte er doch auch wissen, dass ich den nicht leiden konnte, oder? ~Nenn mich nicht Minda!~ fauchte ich zurück.
~Jaja, ist klar. Ich dachte mir nur eigentlich dass du eine Antwort auf die Frage von Snape haben könntest.~
~So, dachtest du das?~ ich war nicht in der Stimmung um großartig mit ihm zu plaudern, und das lies ich ihn auch spüren ~Falls du es nicht wissen solltest: ich bin mies in Zaubertränke!~
Er schien durch meine nicht gerade freundliche Art ein wenig aus dem Konzept gebracht, jedenfalls brauchte er einige Sekunden um etwas zu erwidern
~Klar! Aber ich dachte, du wüsstest vielleicht welches Getränk man braucht um die Verwandlung zum Werwolf zu verhindern! Hat Snape gerade gefragt.~
~Wolfsbanntrank glaube ich....~ Jetzt war es an mir perplex zu sein. Wieso zum Teufel fragte er mich eine Frage aus dem Schulstoff? Im nächsten Moment hatte ich schon meinen Arm gehoben.
„Ja...Miss Lovegood?“ murmelte Snape leicht gedehnt. Auch er wusste, dass ich eine Niete in seinem Fach war, deswegen würde er wohl kaum eine richtige Antwort auf seine Frage erwarten
„Wolfsbanntrank, Sir“ hörte ich mich selbst sagen. Einige Sekunden lang herrschte ruhe in der Klasse, während der Lehrer mich nachdenklich ansah.
„Korrekt“, murmelte er schließlich und wandte sich ab „3 Punkte für Griffendor“ Anscheinend schienen ihm diese Worte nicht zu gefallen. So wie er sie ausspukte.
~Bist du jetzt an meinen Schulleistungen interessiert, oder was?~ Ich wartete auf eine Antwort, während Snape begann etwas an die Tafel zu schreiben. Ich wartete vergebens.
~Es tut mir leid.~
War es etwas, mit dem ich gerechnet hatte? Nein, im Grunde nicht. Okay, er war in letzter Zeit etwas unruhig und nervös gewesen, hatte immer wieder versucht mit mir zu reden, was gar nicht so einfach war wenn ich schlecht drauf war, und nicht reden wollte.
Meine Hand lag auf einem Tisch im Gemeinschaftsraum, neben dem Buch, welches wir, beziehungsweise er gerade versucht hatte zu lesen.
Nervös trommelten meine Finger auf der Tischplatte herum. Mein Blick lag auf ihnen, während ich versuchte zu verstehen, was er gerade gesagt hatte.
Es tat ihm leid?
Was tat ihm leid?
Wie konnte einer gefühlskalten Person, wie er es war überhaupt etwas leid tun? Was auch immer?
~Das...das war ich getan habe. Lily, und Holly...und dir... es tut mir leid!~
Wenn er es nicht noch einmal wiederholt hätte, nun, dann hätte ich es vielleicht vergessen oder einfach ignorieren können. Aber so...nun...irgendwas brannte wohl in mir durch
~ES TUT DIR LEID??~
Ich zuckte zusammen. Zum Glück achtete niemand auf mich, sonst hätte das wohl schon seltsam ausgesehen.
~Es tut dir leid? Es tut dir leid, dass du meine besten Freundinnen durch mich mit einem unverzeihlichem Fluch belegt hast? Das du...dass...das du mich jetzt schon seit Monaten kontrollierst wie eine Marionette? Das die Freundinnen, die ich gerade erst neu gefunden habe nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. DAS TUT DIR LEID?~
Hätte ich Kontrolle gehabt, dann wären wohl nun Tränen in meine Augen gestiegen, doch das geschah nicht. War wohl auch besser so.
~Ja, es tut mir leid.~ Es hatte eine kleine Weile gedauert, bis er eine Antwort gefunden hatte. ~Ich weiß nicht genau, was ich mehr dazu sagen könnte. Es tut mir leid. Ich weiß du glaubst mir nicht. Ich weiß nicht was ich mehr sagen könnte, als das es mir leid tut!~
~Du könntest mich in Ruhe lassen! Du...du...könntest mir sagen warum! Einfach nur Warum!!~
Wieder war es still. Schließlich stand ich auf und ging in den Schlafsaal. Ich setzte mich auf mein Bett, es war still um uns herum, die anderen Mädchen aus meiner Klassenstufe waren noch unten und lernen, lasen oder unterhielten sich.
~Warum. Das kann ich dir nicht genau sagen... ich weiß es selber nicht. Nein! Warte, lass mich ausreden! Mir wurde ein Auftrag gegeben. Und...nun, den habe ich ausgeführt.~
Wieder Stille.
~Ein Auftrag, ja?~
~Ein Auftrag, ja. Anfänglich habe ich nicht nachgedacht. Ich...ich habe einfach getan. Aber irgendwie...~ wieder verstummte er, doch ich wusste, was er hatte sagen wollen.
~Du hast gesehen, wie weh es mir tut, wenn du das meinen Freundinnen antust. Du...du hast dich an dich selbst erinnert, oder Nickolas?~
~Sozusagen...ja. Du hast recht. Und...~ erneut schien er nach Worten zu suchen ~Ich habe eingesehen, dass ich etwas falsch gemacht habe. Deswegen... Moon, ich haue ab. Ich lasse dich wieder alleine.~
Jetzt war es an mir, sprachlos zu sein. Okay, ich hatte ihn angeschrieen, das er das machen sollte. Dass er mich allein lassen sollte. Doch damit gerechnet, das hatte ich nicht.
~Du, du musst mir nur versprechen, niemandem von mir zu erzählen, okay? Dann werde ich dich wirklich alleine lassen!~
~Warum? Warum sollte ich dir das versprechen?~ Wieder war es still zwischen uns beiden, und während ich auf die Geräusche aus dem Gemeinschaftsraum lauschte schien er nachzusenken. ~Okay...ich...ich werde nichts sagen, okay? Wenn du mich dafür alleine lässt~
Ich nickte
~Gut dann...dann gehört dein Körper wohl wieder dir. Tschüß...~
~Tschüß~
Ich spürte, wie er sich aus meinen Gedanken entfernte, wie mein Bewusstsein sich wieder vollkommen in meinem Körper ausbreitete. Vorsichtig bewegte ich wieder die Finger. Es war ein ausgesprochenes seltsames Gefühl...und dennoch...ich war wider ich.
„Nickolas?“ Ich spürte noch immer einen Teil seines Geistes in mir, doch antwortete er mir nicht. Seufzend stand ich auf. Endlich wieder allein in mir selbst!
Ich war am Waldrand unterwegs. Es war relativ spät, aber dennoch recht hell. Schließlich war der Winter vorbei, und der Sommer kam, die Tage wurden länger, die Nächte kürzer. Ich genoss die Zeit, in der ich wieder alleine war. Wieder mich selbst kontrollieren konnte. Es war ein wunderbares Gefühl. Wochenende war es noch dazu! Das einzig schade war, dass ich bis heute, also den ganzen letzten Tag nicht Lily oder Holly über den Weg gelaufen währe. Wie gerne ich sie doch wiedergesehen hätte.
„Zum Firmament seh’ ich auf, denn beim Blick in die Weiten zählt wenig, was zischen uns ist" Wenn
man an den Teufel dachte! Diese Stimme kannte ich doch! „Sterne Blicken
zurück, Rufen:“ Ich ging vorsichtig einige
Schritte vor und hatte dabei wohl auch ein Geräusch gemacht, denn jäh
brach der Gesang ab. Vor mir konnte ich Lily jetzt sehen, die
misstrauisch in meine Richtung blickte, die Hand in der Tasche nach dem
Zauberstab tastend. Ich schluckte, blieb aber unbeweglich stehen. Lily zögerte „Moon?“
„Ja?“ Vorsichtig beobachtete ich ihre Körperhaltung. Sie war angespannt, wie auch ich. Doch ich bemerkte, dass sie nicht angreifen würde, wenn ich es nicht täte. Doch genau das hatte ich nicht vor.
„Bist du das? Ich meine, du wirklich?“ Ich dachte an das Lied, dass sie bis eben noch gesungen hatte. Ich kannte es.
„Fliege, mein Freund, heute Nacht ist dein Tag und wer klug ist, der fliegt.“ Sang ich die nächste Zeile, obwohl ich nicht genau wusste, wieso ich das machte. Ich hätte auch antworten können. Ganz normal. Doch anscheinend hatte meine Antwort, wie ich sie gegeben hatte Lily völlig gereicht.
Plötzlich fühlte ich mich in eine Umarmung gezogen, spürte, roch Lily ganz nah bei mir.
„Moon! Du...“ Ich lächelte und erwiderte die Umarmung, mit Tränen in den Augen
„Ich bin’s wieder, ja“ murmelte ich und hörte sie schluchzen.
[font='"']Sie hatte mir verziehen. Ein gutes Gefühl. [/font]