Ein letztes Mal, tätschelt sie Goldfire den Hals, bevor sie das kleine Gebäude, abseits des Herrenhauses verlässt.
Sie hatte nicht lange schlafen können und war in aller Frühe in den Stall gegangen, um der Stute etwas Gesellschaft zu leisten und sie zu versorgen.
Die Besucher hatten noch fest geschlafen.
Phobos hatte lange über den vergangenen Tag nachgedacht. Hier war alles noch fremd für sie, es gab Kreaturen, die es in Eraden nicht gegeben hatte und noch nie hatte sie einen solchen Kampf erlebt, wie den gestrigen.
Wahrhaft dämonisch..., murmelt sie.
Zwischen den Bäumen am Rand der Lichtung wabert der Nebel wie ein ausgesperrtes Raubtier.
Phobos geht noch nicht zurück zum Herrenhaus.
Sie spaziert eine Weile die Grenze der Lichtung entlang, deren Größe sie doch noch zu überraschen vermag.
Es scheint, als könne der Nebel wahrhaftig nicht aus dem Schatten der Bäume heraus...
Ihr Blick huscht über die knorrigen Äste über ihrem Kopf. Es wirkt als wüchsen sie in bizarren Bögen nach oben, als würden selbst sie es nicht wagen über eine unsichtbare Grenze zu wachsen.
Die Bäume auf der Lichtung sind anders als die Waldbäume, normal. Das wird der jungen Frau jetzt klar.
Plötzlich betritt vor ihr etwas die Lichtung.
Phobos prallt erschrocken zurück und greift ihren Bogen. Die Waffe scheint ihre Hand geradezu von selbst zu finden.
In einer einzigen, geschmeidigen Bewegung und nur Sekunden nach dem Auftauchen des Wesens, liegt schon ein Pfeil auf der Sehne.
Das Wesen schaut aus intelligenten, dunklen Augen zu ihr auf.
Es ist ein Fuchs... oder vielmehr, ein Geist oder Gott in Gestalt eines Fuchses. Denn für einen normalen Waldbewohner, ist dieses Tier zu groß und kein Fuchs besitzt vier Schwänze...
Das Fell des Tieres ist von goldener, fast weißer Farbe. Nur an Schwanzspitzen, Bauch und Pfoten ist es dunkler. Kopf und Körperbau ähneln tatsächlich einem Fuchs, auch wenn das Wesen Phobos fast bis zur Hüfte reicht
Seine Anmut und Schönheit sind fast lähmend.
Euer Pfeil kann mich treffen, doch nicht verletzen.
Phobos blinzelt nervös und irritiert.Die Stimme in ihrem Kopf ist sanft, weder männlich noch weiblich.
Nach einigen weiteren Augenblicken, lässt sie den Bogen sinken.
Was sucht ein Wesen wie ihr in einem Höllenwald wie diesem?
Der Geist setzt sich langsam und legt den Kopf schief, während es sie mustert. Die bauschigen Schweifen, legen sich bedächtig um seine Vorderbeine.
Auch der verdorbendste Wald hat seine sorgenden Mütter und Väter...
Phobos klammert die Hand fester um das dunkle Holz des Bogens, die Waffe reagiert nicht so heftig, wie sie erwartet hatte, das irritiert sie.
Etwas wie ihr, gehört nicht hierher... das ist eurer nicht würdig, dieser Wald ist... sie zögert
schmutzig...
Ich gehöre hierher, genauso wie die junge Frau, die sich ihr Haus aus Trauer und das Himmelbett aus Zorn errichtet...
Die junge Frau zuckt nervös zurück und zieht den Bogen enger an ihren Körper. Die dunklen Augen des Geisterfuchses wandern zu der runenbedeckten Waffe in ihrer Hand.
Dann erhebt er sich.
Die Bestie in diesem Bogen ist geschwätzig, nach so vielen Jahren ungehörter Worte...
Das Tier tritt auf den Waldrand zu.
Ihr seid hier willkommen, junge Margrace. Und auch die Gäste, die ihr hierher führt werden die Gastfreundschaft dieses Waldes erfahren, so oder so.
Wenn wir uns das nächste Mal sehen, wisset das ihr Shera gegenübersteht. So wie ich weiß, das ich Phobos und Baal meine Ehre erweise.
Dann verschwindet der Geist im Wald.
Phobos bleibt einige Minuten wie angewachsen stehen.
Dann rennt sie zurück zum Herrenhaus.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »PhobosMargrace« (28. August 2009, 00:21)