Herzenssache
Sie säuberte gerade das Messer unterm Wasserhahn.
Nebenbei lief das Radio.
Der Nachrichtensprecher erzählt, die Kriminalität in Deutschland sei gesunken.
Die Ironie ließ sie schmunzeln.
.......
Der Mistkerl kam am Abend zu ihr. Er sagte, er wolle reden. Die Sache klären und einen endgültigen Schlussstrich unter die Sache ziehen.
Sie willigte ein und hörte seinen Lügenmärchen zu.
Er wolle nicht, dass irgendjemand Böses von ihm denkt.
Sie nickte nur und tat, als ob sie es verstand.
Er war im Begriff zu gehen, doch sie hielt ihn auf.
Sie sagte er solle in die Küche kommen, da sei etwas. Etwas damit sie die ganze Sache beenden könnten.
Er kam hinein. Und sie stach zu. Seinen Gesichtsausdruck in diesem Moment wird sie wohl nie vergessen.
Schockiert, überrascht, begreifend.
Es befriedigte sie auf eine morbide Weise.
Er fiel zu Boden. Sie zog das Messer raus und das Blut floss nur so aus seinem offenen Herzen.
Nun lag er da. Was sollte sie tun? Es wie einen Unfall aussehen lassen?
Sich damit brüsten? Oder fliehen?
Sie zuckte nur kurz mit den Schultern und schleppte ihn nach draußen durch die Hintertür.
Dort war es ruhig, niemand ist um diese Zeit noch draußen, nicht bei diesen eisigen Temperaturen.
Sie hinterließ eine Spur, eine Blutspur. Schon nach diesen wenigen Metern kam sie aus der Puste.
Der Wald war nicht sehr weit. Sie biss die Zähne zusammen und schleifte ihn weiter.
Als sie ankam sah sie die Grube schon von Weitem.
Diese sollte schon vor drei Jahren geschlossen werden. Sie kämpfte dafür. Sind dort doch schon viele Tiere elendig verreckt.
Jetzt war sie froh.
Sie rollte ihn hinein und hörte ihn auf den gefrorenen Waldboden aufklatschen.
Weiteres Blut floss und färbte alles um ihn herum rot.
Sie ging zurück nachdem sie weiteres Laub und Äste auf ihn geworfen hatte.
Bald wird es ein schönes Feuerchen geben.
Die weiteren Spuren verwischte sie. Reinigte den Fußboden, die Stühle, alles was mit ihm in Berührung kam.
........
Gegen 23 Uhr ist sie fertig und es klingelt plötzlich an der Haustür.
Sie geht ohne zu zögern.
An der Tür steht eine Frau, die so aussieht wie sie selbst. Ihre Zwillingsschwester.
„Er ist ein Schuft“, jammert die andere Frau. „Er hat mir mein Herz gebrochen.“
„Ich weiß…“, und fügt in Gedanken zu „Und ich seines…“