Nach einiger Zeit sehe ich bereits den Rauch aus dem krummen Schornstein über den Baumwipfeln und treibe mein Pferd an schneller zu gehen und nachdem wir um die letzte Kurve gegangen sind, kann ich nun auch das alte Steinhaus vom alten Alchemisten sehen.
Wie gestern auch schon, lasse ich Galpas vor dem kleinen Gartentor stehen und steige vom Sattel.
Eine Flasche Wein aus dem Rucksack genommen, gehe ich zur Tür und klopfe an die massive Holztür, mit einem Ohr lauschend ob ich Geräusche von drin vernehme.
Nach einigen Momenten, kann man dann doch das Knarren einiger Holzdielen hören bevor der Türgriff nach unten gedrückt wird und sich die Tür langsam öffnet.
So wie immer, steht der alte Mann mit der Pfeife im Mund vor mir und pafft an dieser. Sein Blick erhellt sich und ich lächle ihn müde an, dabei die Hand hebend in der ich die Flasche halte.
Hast du etwas Zeit?
Oh-ohoho, für dich immer Fenris.
Der
Alchemist tretet bei Seite um mich hinein zu lassen und schaut noch zu meinem Pferd, der mit aufgestellten Ohren seinen Blick erwidert, ehe er mir folgt und die Tür hinter uns zu macht.
Im Inneren des Hauses war es noch genau so wie ich es in Erinnerung hatte.
Der Geruch von getrockneten und frischen Kräutern überwiegt, doch auch ein leichter Hauch von verdorrtem Fleisch und Blut hängt leicht in der Luft.
Überall waren hohe Regale im Lichtdurchfluteten Wohnzimmer, der auch einen offenen Kamin beherbergte, in denen etliche Gläser und Flaschen mit Zutaten stehen.
Bitte, setz dich., deutet der Mann schließlich zu einem der abgetragenen Sessel beim Fenster, in den ich mich anschließend nieder lasse.
Ich hole uns noch zwei Gläser,...
Cicero schlürft durch einen kunstvoll gefertigten Torbogen in die Küche wo man gleich das Klirren von Glas hört.
Wieder zurück, stellt er die Gläser auf den niedrigen Holztisch und dreht den Korkenzieher in den Hals der Flasche, die ich ihm gleich gereicht habe.
Hast du das Mädchen gefunden, dass du gestern so eilig gesucht hast?
Ha,... ja,.... habe ich.
Unter den buschigen Augenbrauen fixieren mich die Augen des Alchemisten prüfend, ehe er wieder zum Wein schaut und den Korken heraus zieht.
... aber irgendetwas ist da noch.
Dem Mann entgeht nichts so schnell, auch nicht, dass mein Lächeln beinahe ganz verschwunden ist, als ich ihm geantwortet habe.
Etwas in seinen Bart murmelnd, füllt er unsere Gläser halb auf und setzt sich schließlich mir gegenüber in den anderen Sessel, die Flasche hinstellend und seine Pfeife richtend, während er mich weiter mustert.
Ich selbst betrachte nur das Licht, wie es durch das Rot des Weines fällt und an dessen Oberfläche glitzert.
Ja,..., fange ich schließlich nach einigen Sekunden an.
Sie war bei deinem Bruder in den Ruinen,... allem Anschein nach gefällt ihr die Arbeit die du und er ausüben,... das Problem ist nur, Rekla ist nicht bereit das Gör als Lehrling zu nehmen.
Mein Blick ist ernst aber noch immer auf das Glas gerichtet, das ich schließlich hoch nehme und einen Schluck daraus trinke.
Cicero beobachtet mich, pafft an seiner Pfeife und zieht schließlich eine kleine Zündholzschachtel aus einer Tasche an seiner Robe um sie wieder richtig anzuzünden.
Den Geschmack in meinem Mund entfalten lassend, blicke ich dann doch zum alten Mann.
Und jetzt bin ich auf der Suche nach einem Alchemisten, der bereit ist, sie aufzunehmen. Mein eigentlicher Weg führt zurück nach Gondal um dort einen Alchemisten ausfindig zu machen, aber da ich diesen köstlichen Wein in einem Dorf, ungefähr eine halbe Stunde mit dem Pferd die Straße hinauf, entdeckt habe, wollte ich dir eine mit bringen um mich für die Hilfe gestern zu bedanken... und der alten Zeiten willen.
Abermals schaue ich den Wein an und nehme anschließend einen weiteren Schluck.
Der alte Mann indes lehnt sich nur gemütlich zurück, gibt ein "
Hmhmhm,..." von sich und nimmt die Pfeife aus dem Mund um den Rauch auszuatmen und nun auch den Wein zu kosten.
Warum machst du es dir so unnötig kompliziert?
Etwas verwirrt schaue ich zu Cicero und runzle meine Stirn.
Einige Sekunden verstreichen, in denen ich auf keinen grünen Zweig komme mit meinen Gedanken und blinzle dann schließlich verwirrt.
Was meinst du?
Hmhmhm,... warum fragst du nicht einfach mich?, Cicero hebt seine buschigen Augenbrauen und ein breites Lächeln zeigt sich auf seinem runzligen Gesicht.
Ich bin seit Jahrhunderten ein Meister in der Alchemie und gebe mein Wissen nicht weniger lange weiter., er nimmt einen weiteren Schluck und stellt das Glas ab.
Und ein wenig Unterstützung mit dem Garten und Sammeln der Zutaten würde meinen alten Knochen sicherlich gut tun.
Etwas baff, da mir nie in den Sinn gekommen wäre, Cicero zu fragen, starre ich den alten Mann für einige Zeit an.
... Bist du sicher? Ich meine,... meinst du das ernst?
Mein Unglauben muss den Alchemisten wohl erheitern, denn abermals ist das helle "
Hmhmhm." von ihm zu hören, während er gemütlich an seiner Pfeife pafft.
Selbstverständlich meine ich es ernst.
Ein ungläubiges, aber erfreutes, Lächeln breitet sich auf meinem Mund aus.
Ich werde dann wohl gleich zurück reiten und Mira bescheid geben.... sie wird sich sicherlich freuen, dass sie eventuell auch Rekla wieder sieht, wenn du sie mit einem Packet wieder zu ihm sendest....
Während ich das sage, stirbt mein Lächeln wieder ab und abermals schaut mich Cicero an.
Diesmal entgeht mir sein Blick nicht.
... insofern sie darüber hinweg kommt, dass ich sie "zurück lasse" oder ihrem Gefühl nach "abschiebe".
Auf auf seinem Gesicht ist kein Lächeln mehr zu sehen und nichts außer den Rauchfäden, die langsam in die Luft steigen, bewegt sich bei ihm. Erst nach guten zehn Sekunden, in denen er meinen Blick gemustert hat, zieht er wieder die alte Pfeife aus dem Mund.
Ich bin mir sicher, dass sie darüber hinweg kommen wird und es für sie im Moment schlimmer erscheint, als es in Wirklichkeit ist. Und selbst wenn sie nicht völlig darüber hinweg kommt, wird es für sie mit der Zeit einfacher werden. Das Mädchen ist immerhin noch ein kleines Kind. Selbstverständlich versteht sie es noch nicht ganz, dass sie hier besser aufgehoben ist als an deiner Seite, wenn du in alle Möglichen Ecken der Welt reißt um an diese exotischen Felle und Häute zu kommen., er zieht energisch an seiner Pfeife und schüttelt seinen Kopf.
Viel zu gefährlich! Viel zu gefährlich!
Ein etwas trauriges Lächeln zeigt sich kurz in meinem Gesicht.
Ja,... die Felle und Häute,...
Cicero wusste nicht, dass mein Handel mit Fellen, Leder und Waffen aufgehört hat und ich wesentlich gefährlicheren Arbeiten nachgehe, aber dies war nicht relevant für das Gespräch, obwohl ich es ihm wahrheitsgemäß erzählen würde, sollte er mich jemals danach fragen.
Dann ist es beschlossene Sache, Cicero., ich hebe das Weinglas und der
Alchemist tut es mir gleich.
Ich werde Mira morgen am Vormittag vorbei bringen und am späteren Tag ihre Sachen, die noch in der Taverne in Gondal sind.
Sehr gut., fängt er an und trinkt ein wenig vom fruchtigen Wein.
Ich werde dann gleich das Gästezimmer herrichten, damit die Kleine einen Platz zum schlafen und studieren hat., dabei leert er das Glas und steht auf, wobei ich es ihm gleich mache und dieses wieder abstelle.
Eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus und ich bin unheimlich froh, dass Mira bei wem bleiben wird, den ich kenne und vertraue.
Ich reiche dem Mann meine Hand, die er sofort in die seine nimmt und ich nicke.
Danke, Cicero, ich weiß, dass sie hier gut aufgehoben sein wird.
Nachdem wir uns vorübergehend verabschiedet haben, und er sich für den Wein (der ihm anscheinend wirklich geschmeckt hat) bedankt hat, verlasse ich das Haus und gehe zu Galpas, der beim kleinen Fluss steht um etwas zu trinken.
Mit einem Pfiff, dreht sich der Hengst schließlich um und läuft gemächlich zu mir hin, wobei ich mich gleich auf seinen Rücken schwinge und wieder den Weg zurück reite, nicht ohne ihm noch eine Karotte gegeben zu haben.
Nach einiger Zeit schaue ich zum Himmel und sehe, dass es bereits wieder später Nachmittag ist und die Sonne beginnt, den Himmel zu verfärben.
Hm, ich werde wohl erst wieder bei Anbruch der Nacht in der Ruine ankommen,..., denke ich während Galpas im vollen Galopp der Straße entlang läuft.