Faeres erwachte, als eine Frau durch die Klosterflure rannte. Ihre aufgeregten Schritte hallten wider von den steinernen Wänden und ebenso ihre wütenden Rufe.
Der Engel öffnete die Augen, richtete sich aber noch nicht auf. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich erinnerte. Natürlich, Alva...
Wie lange er wohl geschlafen haben musste... So hatte er sich noch nie gefühlt... Er überlegte, ob das daran lag, dass er nicht in seiner Sphäre war, verwarf den Gedanken allerdings auch wieder... Also richtete er sich auf und setzte sich an die Kante seines schmalen Bettes.
Ob Alva einen neuen Gast mitgebracht hat? Nim, soll er heißen...
Er hatte sich seines orangenen Umhangs am Abend zuvor entledigt und zog nun eine rote Kutte an, die in der Truhe am Fuß des Bettes gelegen hatte. Langsam schritt er in den Korridor und atmete den Duft des Morgenwaldes ein.
Wo war sie denn?
Er schloss die Augen und spürte das Leben um sich herum. Den Animus, die Kreaturen im Wald und schließlich das Leben der jungen Frau. Sie war draußen auf dem Hof.
Als er leise in das blasse Sonnenlicht trat, das durch die Baumkronen schimmerte, sah er sie. Sie schien etwas zu suchen und bemerkte ihn zuerst nicht.
Guten Morgen! Wie geht es euch? rief er ihr zu...
Er lief zum kleinen Brunnen in der Mitte der kreuzartig angelgten Wege und kurbelte den Eimer in die Tiefe. Das Gelenk quietschte, als es nach einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder benutzt wurde.
Den Eimer, nun mit eiskaltem Wasser gefüllt, brachte er wieder nach oben. Es tat gut, das frische Nass in seinem Gesicht zu spüren...