Tief in einem Wald liegt ein kleines verträumtes Tal. Hunderte von Raben mit ihren blauschwarz glänzendem
Gefieder bevölkern das Tal.
Es ist ihr Tal - das Tal der Raben. Es ist erfüllt von krächzendem Gerede und Gelächter. Ein alter Rabe, Soltan ist sein Name, setzt sich auf einen
Baumstumpf, sofort ist alles still - kein Laut mehr zu hören. Heute sagt er, erzähle ich euch von der Inbesitznahme dieses Tals durch unsere Vorfahren.
Vor langer Zeit als die Menschen
noch in Strohhütten lebten, die Götter noch auf Erden wandelten, fand ein Rabe namens Wotan dieses idyllische Tal.
Er besiedelte es nahm sich eine Frau Mirka war ihr Name und lebte glücklich mit ihr bis, ja bis folgendes geschah. Gott Janus beschloss einen
Ausflug in den hohen
Norden zu machen. Dort lernte er Hel die Göttin der Unterwelt kennen. Sie verliebten sich und ein Jahr später gebar ihm Hel Fünflinge, doch oh Schreck, die beiden
Götter hatten so schreckliche Säuglinge noch nicht gesehen. Hel erschrak so sehr, dass sie diese hässlichen Kreaturen sofort verbannte
und ausgerechnet ins Tal der
glücklichen Raben. Die schauten nicht schlecht, als sie die hässlichen Kreaturen sahen. Kleine wieselflinke ca. 30 cm große, mit zwei Gesichtern wie
ihr Vater Janus,
doch so abgrundtief hässliche Kreaturen, dass Wotan und Mirka sich schüttelten. Die Haut grünlich-gelb mit Warzen übersäht, spitze hervorstehende
Reißzähne und klauenartige Hände und Füße. Diese kleinen Monster töteten und fraßen alles was
ihnen bei ihrer Jagd in die Quere kam. Auch die zwei Raben mussten sich höllisch in acht nehmen, denn blitzschnell waren diese Kreaturen
auch auf den Bäumen.
Wotan und Mirka jedoch wollten ihr geliebtes Tal nicht kampflos aufgeben und es dieser Brut überlassen. Deshalb beschlossen sie, sich
Rat beim alten weisen Ranus zu
holen. Sie fliegen den weiten Weg zu ihm, erzählen ihre Geschichte und bitten ihn um Hilfe. Nach reiflicher Überlegung und immer noch
nachdenklich sagt der alte Ranus zu ihnen, hier hilft nur eine List, ihr könnt sie nicht vernichten, denn damit zieht ihr den Zorn der Götter
auf euch. Was ihr braucht ist die Büchse der
Pandora. Sind sie erstmal in dieser berüchtigten Büchse, gibt es für sie kein Entkommen mehr. Doch es ist sehr schwer an sie
heran zu kommen, denn die Dämonin bewacht sie mit Argusaugen, aber es ist nicht unmöglich. Ihr müsst mit dem Fährmann
übers Wasser in die Unterwelt fahren, dort die Pandora
suchen und ihr die Büchse stehlen. Ich habe hier zwei Ringe, die ihr euch umlegen müsst, sie machen euch für die Dämonen unsichtbar, aber ihr
dürft der Dämonin nicht - auf keinen Fall, in die Augen schauen, sonst seid ihr verloren. Sie bedankten sich bei dem weisen alten Raben und
flogen zur Fähre. Dort angekommen legten sie sich die Ringe
um und fuhren vom Fährmann unbemerkt mit in die Unterwelt. Nach kurzer Fahrt erreichten sie den Eingang der von einem
dreiköpfigen Hundedämon bewacht wurde. Sie fassten sich Mut und flogen über ihn hinweg ins Innere. Er spürte den Luftzug und rief:
Ich rieche Frischfleisch, doch ich sehe niemanden. Während dessen flogen die Vögel weiter,
da lag die Hydra mit neun Köpfen, Schlangendämonen schlängelten umher, auch Katzen und Hundedämonen laufen oder liegen herum,
es ist eine Welt des Grauens in der sie sich aufhalten mussten. Dann endlich sehen sie die Pandora, da sitzt sie und starrte mit ihren feurigroten
Augen auf einen ziegenhaften gehörnten
Dämon, der ihr zuwinkte. Als sie auf ihn zuging, vergaß sie die Büchse, schnell griffen sich die Raben sie und flogen zum Ausgang zurück,
kurz bevor sie ihn erreichten hörten sie einen fürchterlichen Schrei. Der Diebstahl war von der Dämonenfrau bemerkt worden.
Sie mussten so schnell wie möglich weg, konnten
nicht auf den alten Fährmann warten. Als sie aus dem Tor zur Unterwelt kamen, war über ihnen Dunkelheit und unter ihnen schmutzig
braunes brennendes Wasser. Die brodelnden Wassermassen türmten sich wild zu Monsterfiguren auf, die mit mächtigen Armen nach ihnen
greifen. Immer wieder mussten sie ausweichen, höher
fliegen doch dort oben in der Dunkelheit lauerten Drachendämonen die nach ihnen schnappten. Sie erlebten das Grauen pur. Und dann
nach schier einer Ewigkeit schimmerte Sonnenlicht über ihnen, sie hatten es geschafft, waren der Hölle des Grauens entkommen. Schnell flogen
sie zu ihrem Tal und stellten die Büchse in
der Mitte auf. Aus der Ferne beobachten sie die weiteren Geschehnisse. Neugierig wie die Doppelgesichtigen waren liefen sie zur Büchse.
In einigem Abstand blieben sie stehen um sich dieses fremde Ding anzusehen. Sie flitzten um es herum, als es sich nicht rührte kommen
sie immer näher.
Da öffnet sich die Büchse und sie konnten nicht widerstehen, sich dieses Ding auch von innen anzusehen. Also krabbelten sie hinein und
hinter dem letzten Schloss sich die Büchse wieder. Sie lärmen und schreien vor Angst, doch sie kommen nicht wieder heraus,
sie sind gefangen.
Seufzend sagte Wotan zu Mirka: Endlich haben wir unser Tal wieder, alle unsere Mühen haben sich gelohnt. Doch in diesem Augenblick verdunkelt
sich das Tal und ein furchtbarer Schrei erschallte.
Da stand sie, die schreckliche Pandora außer sich vor Wut, die glühenden Augen schossen Blitze, geifernd und spuckend schaut sie sich um,
sieht die Büchse und stürzt sich auf sie. Sie hält sie hoch und schaut hinein sieht die kleinen Kreaturen und sagt mit grollender Stimme:
Da haben wir sie ja, die Brut von Janus. Ängstliches Geschrei kommt aus der Büchse. Ja schreit nur ihr Missgeburten sagte die Dämonin, ihr seid
jetzt meine Gefangene und werdet mir so lange dienen, bis ihr diese Schuld, mir die Büchse zu stehlen, getilgt habt. Nach diesen
Worten verschwand die Dämonin wieder.
In all den Jahren kehrte nie wieder ein Dämon in das Tal zurück. Wotan und Mirka gründeten eine Familie und lebten noch viele Jahre in
Liebe miteinander. Und wir, sagte der alte Soltan, sind die Nachfahren dieses glücklichen Paares und wir werden uns ihrer würdig erweisen.
Mit diesen Worten beendet er seine Geschichte, klettert vom Baum
herunter und schwieg.