Iwan:
Der Hausherr verweilte noch für einige Zeit in der Bibliothek und dachte über diese Begegnung nach.
Dieser Scourge war eine merkwürdige Person und erweckte eigentlich kein Vertrauen, trotzdem setzte Iwan dieses in ihn. Scourge sollt zusehen, dass er sich dessen als würdig erwies und sich nicht in hausinterne Sachen einmischte. Er hatte eine Aufgabe und die sollte erledigt werden, sorgfältig und gewissenhaft. Diese Bestie sollte ein Hochzeitsgeschenk werden. Die di Carpos wird das sicher gefallen. So eine Kuriosität hatte nicht jede einflussreiche Familie vorzuweisen.
Iwan verlies nach einigen Minuten der Einkehr die Bibliothek. Er musste zum Frühstück und dort seine Gäste erwarten. Kurz darauf, war er unten. Seine gelibte Frau Carmen war schon anwesend, sogar Nadir rutschte schon ungeduldig auf dem Stuhl herum. Nur Marie fehlte. Er runzelte fragend die Stirn und sah seine Frau an. "Nun, vermutlich sieht sie nach ihrem Verlobten", vermutet sie und weiß nicht wie Recht sie damit hat einzigst der Grund dafür differiert. "Hast du nicht bemerkt neulich wie sie die Augen niederschlug beim Essen weil er ihr eine Serviette reichte? Oh, sie sind ein süßes Paar", schwärmt Carmen, die denkt das Beste für ihre Tochter zu tun. "Marie soll den Typen mögen? Der ist doch total gemein", wirft Nadir dazwischen. Er mochte Philippe nicht. "Nadir! Sowas möchte ich nicht von dir hören", fuhr ihn die Mutter scharf an, "er ist unser Gast und bald Teil der Familie. Wage es nicht uns als Gastgeber zu blamieren". nadir zog den Kopf ein. So blaffte ihn die Mutter nur selten an. "Carmen, Schatz", Iwan trat an ihren Stuhl heran und umarmte seine Frau von hinten, die in ihrem Ausbruch aufgesprungen war, "Beruhige dich. Warst du es nicht immer, die ihn anhält das zu sagen was er denkt? Rüge ihn nicht dafür", Iwan dreht sie behutsam zu sich um und sieht sie beruhigend aber auch ermahnend an. "Setz dich wieder. Die di Carpos werden sicher bald kommen und was macht das dann für einen Eindruck, wenn sie dich so sehen?", selten sprach Iwan so viel auf einmal, doch bei seiner Frau da sparte er nicht mit Worten.
Marie:
Marie lugte noch durch Philippes Tür und war sich nicht sicher ob die runde Erhebung unter der Decke er war oder doch nicht. Sollte sie nachsehen? Und wenn er es wäre? Sie wäre dann in der Höhle des Löwen. Nein, Marie zog sich leise zurück und schloss die Tür wieder. Ihr Herz raste vor Angst. Warum taten ihre Eltern ihr das an? Sie atmete schwer als wenn sie gerade gerannt wäre und lehnte sich erschöpft an die geschlossene Tür. Erkannten sie nicht das bösartige Herz ihres Verlobten? Seine eiskalte Berechnung? Aber Marie wollte ihre Eltern damit auch nicht belästigen. Sie wusste ja, dass sie nur ihr bestes im Sinne hatten und dazu noch so viele andere Sorgen. Mit schwerem Herzen ging Marie zur Treppe, doch so weit kam sie nicht. Da waren Stimmen aus dem Gästezimmer der künftigen Schwiegereltern. Das ließ Maries Herz einen Sprung machen, das es in ihre Magengrube beförderte. Sie erkannte Philippes Stimme aber nicht was er sagte. Eigentlich sollte sie weitergehen, wollte es sogar aber ein dumpfes Gefühl führte sie an die Tür heran und ganz sacht, drückte sie ihr Ohr dagegen und verstand dann auch was gesagt wurde.
Was sagten sie? Prestige war das Erste was Marie verstand und ab da wurde ihr mulmig zumute. Das sollte sie ganz gewiss nicht hören.
Mit Entsetzen lauschte sie gebannt weiter. Was hatten diese Menschen vor? Oh Gott. Sie wich von der Tür zurück, zitterte. Das war beinahe zu viel für sie. Eine Verbindung mit dieser Familie würde den guten Ruf der van Rouls zunichte machen. Nie hatten sie mit Intrigen bei Hofe zu tun. Waren früher, bevor sie sich hierher zurückgezogen haben geschätzte Ratgeber der Krone und bekannt für ihre Gerechtigkeit, ihre Güte und Umsicht mit dem Volk. Nie würde ihre Familie es gutheißen was da drin an Plänen geschmiedet wurde. Aber wer sollte ihr Glauben schenken? Hatte sie doch keinen Beweis nur die belauschten Worte.
Mit bebenden Händen strich sich Marie den Rock glatt. Es missfiel ihr und sie hatte Angst aber in ihr schlug das Herz einer wahren van Roul. Sie musste mehr erfahren und Beweise haben bevor sie zu ihrem Vater gehen konnte und es ihm zu zeigen, was die di Carpos wirklich für Menschen waren. Sie musste ihm und auch ihrer Mutter die Augen öffnen.
Sie atmete tief durch und straffte die schultern ehe sie zurück an die Tür des Gästezimmers trat und anklopfte. Dann wartete Marie die Aufforderung zum eintreten ab.
Robert
Robert setzte sich auf und sah geduldig zu wie sich der Gefangene langsam zu regen begann. Nicht so wie zuvor noch als er aus der Bewusstlosigkeit in den Schlaf überglitt sondern wie ein schlafender, der langsam erwachte. So lange dieser sich langsam bewegt erhob sich Robert und ging zur Tür, klopfte und gab als ein dumpfes "Ja" von der anderen Seite der Tür erklang durch, dass der junge Mann wohl langsam zu sich kommen würde. Dann wandte er sich wieder um. Fear fasste sich grad mit den gebundenen Händen an den Kopf, scheint wohl ordentlich eins auf die Rübe bekommen zu haben.
Mit aller Seelenruhe beobachtete Robert weiter den Gefangenen, den schwachen Versuch auf die Beine zu kommen. "Das wurde ja auch Zeit, pennst du immer so lang", fragte Robert grimmig. Dieser Mann war eine Gefahr für die Familie und vor allem für die junge Lady. Kein Fremder sollte hier sein.