Die Gasse durch die wir gingen, war ungefähr 20 Meter lang an deren Ende man meinen könnte, dass man einen Zeitsprung zurück gemacht hat.
Alte rustikale Gebäude, in verschiedenen Größen und im viktorianischen Stil stehen sich gegenüber. Messingschilder neben den Türen glänzen im Sonnenschein der Nachmittagssonne, Türklopfer in verschiedenen Formen prangen an den kunstvoll geschnitzten Holztüren, große Glasfenster auf der Höhe der Straße die Büchereien, Antiquitäten und okkultistische Geschäfte zeigen.
Ich und Mahorka gehen in die Falann-Straße hinein und ich bedeute ihr stehen zu bleiben, während ich die Türschilder mustere.
"Dr. Premus Theodor - Facharzt für Allgemeinmedizin", "Dr. Synclair Martha - Professorin für Biologie", "ANTIQUE - Prof. Branov Haralds Antiquitäten und Mehr",....
Ich drehe mich um, um auch die andere Straßenseite zu begutachten. Ich gehe mit der alten Hexe die Straße hinab und sehe eine weitere Gasse die im Gegensatz zu den Hauptstraßen dunkel und wenig besiedelt war. Mit einem guten Gefühl in meiner Bauchgegend, gehe ich hinein und sehe an deren Ende eine Tür mit einem schief hängenden, beschmutzten Schild. Die Fassade sieht alt aus, älter als die Fassaden der übrigen Gebäude die ich bis jetzt gesehen hatte.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sich Mahorka nicht ganz wohl zu fühlen scheint weshalb ich stehen bleibe und sie anschaue.
Was ist?
Sie zuckt zusammen und schaut mich an ohne ein Wort von sich zu geben.
Ich beuge mich nach vorne um ihr stärker in die Augen zu schauen.
Was-ist?
Nichts!... nichts.... I-ich habe nur etwas hunger.
Hunger? .... Hm.... Etwas zu Essen wäre wirklich etwas.
Ich löse den Arm der Hexe und gehe näher zum Schild.
"Prof. Petrikov Simon - Professor für Archäologie und Artefakte
Öffnugszeiten: MO, MI, DO, FR: 10:00 - 12:00 Uhr - 14:00 - 18:00 Uhr"
Während ich das Schild studiere, ziehe ich eine Taschenuhr aus meiner Jacke und schaue darauf. 13:45 Uhr. Ich stecke sie zurück und gehe zurück zu Mahorka.
Trifft sich gut, Herr Petrikov ist erst ab 14 Uhr wieder erreichbar. Wir sollten was zu essen besorgen. Aber zuerst sollten wir heraus finden mit welchem Zahlungsmittel gehandelt wird.
Es war bereits nach 16 Uhr und wir saßen immer noch auf einer Dachterrasse die zu einem Café gehörte. Ich war es nicht mehr gewohnt sich einfach unter Menschen zu mischen und sich als Solcher auszugeben. Ständig hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Mahorka indes schien ihr junger Körper zu gefallen. Selbst wenn sie keine Magie als "Mensch" verwenden durfte, musterte sie ihr Spiegelbild in der Kaffeetasse. Sie tat es heimlich, aber ich bemerkte es dennoch.
Wir sollten gehen.
Ich esse die letzte Beere die vom Kuchen übrig geblieben war und leere den schwarzen Kaffee in einem Zug ehe ich zwei Goldmünzen und einige Silbermünzen auf den Tisch lege und mitsamt Mahorka zurück zu Petrikov Simons Haus gehe.
Kurz vor fünf Uhr standen wir vor der geschwärzten Holztür.
Ich fasse den Türklopfer, der in Form eines Löwenkopfes mit einem massiven Ring in seinem Maul geformt wurde, und klopfe mehrfach.
Binnen einer Minute hört man wie zwei Schlösser geöffnet werden und die Tür einen Spalt aufgemacht wird. Ein blasses Gesicht mit dunkelgrünen Augen und braunem Haar zeigt sich.
Ja, bitte?
Ich beuge mich zur Seite und lächle freundlich.
Herr Petrikov? Mein Name ist Mora Hermaeus und das, ich deute zu Mahorka,
ist meine geliebte Gattin Elsa., sie nickt leicht.
Verzeihen Sie wenn ich Sie stören sollte, aber wir suchen einen fähigen Historiker der sich auch mit... "anderen"... Epochen der Geschichte auskennt.
Petrikov mustert mein Gesicht äußerst Argwöhnisch und erst nach etlichen Sekunden schließt er die Tür, schiebt die Kette bei Seite und öffnet die Tür vollends.
Bitte, tretet herein.
Im Inneren des Gebäudes ist es hell erleuchtet. Der Mann der die Tür aufmachte, hat einen braunen Anzug an mit Flicken auf den Ellenbogen, mit einer roten Fliege und einer schwarzen Weste, darunter ein weißes Hemd, seine Brille war Rahmenlos mit runden Gläsern. Anschließend begutachte ich den Raum. Überall stehen Glasvitrinen und Tische auf denen Dokumente und Gegenstände aufgehäuft wurden, von den ganzen Büchern abgesehen.
Mein Blick wandert umher während der Professor zu einem Schreibtisch geht und eine goldene Krone mit drei roten Edelsteinen (von dem der Mittlere am größten ist) in einen seitlichen Schrank legt.
Gerade als ich mir ein Zettel, der ganz oben auf einem Stapel liegt, ansehen will, taucht eine schwarz-weiße Katze auf, die sich sofort darauf setzt und mich anmauzt.
Etwas überrascht gehe ich einen Schritt zurück. Simon kommt zu mir, erkennt die Katze, die mir direkt in die Augen starrt, und drängt sie von den Dokumenten herunter, um auch die in eine Schublade zu stecken.
Verlegen lächelt er.
Entschuldigung, das ist Gunter,.... Gunter liebt es sich auf alles drauf zu sitzen und vor allem gläserne Gegenstände zu zerbrechen.... hehe...., sein Lachen am Ende klingt eher gequält und zermürbt als wirklich glücklich.
Sie haben gesagt sie suchen einen guten Historiker...
Genau. Wie ich vorhin bereits erwähnt habe, ich suche einen gelehrten Menschen der sich auch mit den anderen Epochen der menschlichen Geschichte aus kennt, als nur mit den offiziell Zugelassenen.
Sein Gesicht wurde noch blasser und er reibt seine Hände.
Ahm.... Sie sind keine Angestellten der Regierung... oder?, panisch wechseln seine Augen zwischen mir und Mahorka, die mich verwirrt anschaut und eine creme-farbene Figur in Form eines liegenden Schafes zurück in das Regal stellt.
Nein, keine Sorge. Ich möchte einfach mehr über diese Zeit wissen. Meine eigenen Forschungen haben mich nicht weit gebracht. Es ist schier unmöglich etwas in den öffentlichen Einrichtungen darüber zu finden.
Er beobachtet mich einige Zeit.
Ah.... Ich verstehe..... B-bitte warten Sie einen Moment., noch während er das sagt, geht er in schnellen Schritten eine Treppe hinauf.
Mahorka stellt sich neben mich und schaut mich an.
Woher weißt du von diesen Epochen?!
Ich wende meinen Blick von der Treppe und schaue ihr in die Augen.
Ich weiß davon, da ich es selbst miterlebt habe wie Menschen die unangenehmen Teile ihrer Geschichte verleugnen und zu zerstören versuchen.... Davon abgesehen, im Laufe der Zeit bekommt man einiges an Büchern fertig und die kleine Hexe die mich aufgegabelt hat hatte eine ausführliche Bibliothek und auf der Suche nach dem richtigen Zauberspruch, habe ich einiges gelesen.
Die kleine Hexe?
Ja, Mesdon Eyo... Deine Nichte.
Sie blinzelt einige Male.
Mesdon..... Ich hoffe dir geht es gut.....
Nun gut..... Simon eilt die Treppe herab und hält ein Buch in der Hand aus dem einige Ecken heraus schauen.
Wenn Sie wirklich etwas darüber wissen wollen, sollten wir uns zurück ziehen., er geht zurück zur Tür, hängt ein Schild hinaus und verschließt sie wieder.
Gemeinsam gehen wir in den oberen Stock und Simon führt uns in einen simpel eingerichteten Raum in dem, neben einigen Kommoden und zwei Fenstern, auch zwei Sofas stehen, dazwischen einen niedrigen Kaffeetisch.
Bitte setzt euch. Ich komme gleich wieder.
Ich und Mahorka setzen uns nebeneinander auf ein Sofa nachdem ich beide Jacken auf einer Garderobe aufgehängt hatte. Man konnte ein leises Gespräch zwischen dem Historiker und einer Dame vernehmen. Der Mann kommt zurück.
Meine Haushälterin bringt uns Tee..... Er setzt sich auf das andere Sofa und streicht seine Weste glatt, noch immer das Buch haltend.
Herr Mora.... Sie wollen also mehr über das verbotene Zeitalter erfahren?