Vishar ist beinahe ein wenig überrumpelt, so rasch spricht der Najade sehr komplexe Themen an. Doch er fängt sich sehr schnell wieder und lächelt Wave verständnisvoll an.
Zunächst einmal bin ich kein Hüter, wie ihr es seid. Ich bin ein Wesen der Lüfte und mein Schicksal ist mit dem der Winde verbunden, doch ich bin ein Dschinn, was bedeutet, ich bin nur dem ersten Menschen, der mich findet oder, sollte dieser Mensch nicht gegeben sein, meinem Gewissen verpflichtet. Falls Ihr fragen wollt, nein, der Magister ist nicht mein Herr. Er ist der, der mich von einem tyrannischen Exemplar seiner Art erlöst hat. Er schaut Wave intensiv an, seine Botschaft liegt ihm am Herzen, das ist nicht zu übersehen.
Glaubt mir also bitte, denn ich spreche aus Erfahrung. Ich habe viele Menschen erlebt, und jeder trägt metaphorisch betrachtet zwei Herzen in der Brust. Das eine schlägt hektisch, ist gierig, zerstört blindlings, wo sich ihm ein kurzfristiger Vorteil verspricht. Es will immer mehr und blendet das andere wo es nur kann mit finsteren Gefühlen. Dieses andere Herz schlägt tapfer und ruhig. Es versteht, das alles Verknüpft ist, es sucht selbst Verknüpfungen. Das ist, was man Liebe nennt. Es stellt dem anderen seine Moral in den Weg, wann immer es das vermag.
Diese Herzen fechten in jedem Menschen und eines wird stets obsiegen. Der Ausgang ist für niemanden gewiss.
Ja, die Menschen schaden der Welt unterm Strich, so wie alle intelligenten Lebewesen es tun. Selbst die Elben bilden da keine Ausnahme, falls Ihr das anführen möchtet. Sie verhätscheln die Natur und schwächen sie dadurch, obwohl sie die besten Absichten haben. Ein Wald, der geschützt und dem bei Problemen geholfen wird, wird träge und unselbstständig. Die Elben bilden eine Symbiose mit ihm, bis der Wald darauf angewiesen ist. Die anderen Rassen sind da direkter. Doch ebenso wie du sind die anderen Rassen an etwas gebunden, wie zum Beispiel die Zwerge an die Berge oder die Zentauren an die Sterne. Mir erging es lange Zeit ebenso, daher kenne ich das Gefühl. Die Menschen sind ungebundene, nur von etwas faszinierte Individualisten, das macht sie so außergewöhnlich. Aber unter Umständen auch gedankenloser, da habt Ihr Recht. Es ist eine lange Rede, die der Luftdschinn hält, doch sie ist ihm offenbar wichtig. Ihre Intensität lässt zu keinem Zeitpunkt nach.
Ich gedenke also nichts zu tun, was sie betrifft. Womit wir bei meiner Freundschaft zu Magister Hollerbusch sind. Er ist tatsächlich ein Mensch und Euch doch ähnlicher als ich. Er war schon in jungen Jahren ein begabter Magier, doch er war unzufrieden, als er sah, dass seine Mentoren engstirnig waren, immer nur auf die nächste Zauberformel versessen. Er sah das große Ganze. Er studierte die Natur, die Elemente und ihre natürlichen Hüter. Da die Lüfte so eine große Domäne sind, die sich auch nur schwerlich beeinflussen lässt, waren wir Elementare der Winde degeneriert und hatten uns von Hütern zu unterschiedlichen anderen Arten entwickelt. Wisst Ihr, wer unseren Platz einnahm? Menschen. Die Sturmhüter, allesamt mächtige Zauberer füllten die entstandene Lücke und wachten fortan über dieses Element. Sie haben sich durch ihre Faszination daran gebunden. Daher schaue ich zum Magister auf und bin geehrt, mich sein Freund nennen zu dürfen.
Endlich macht Vishar eine Pause. Er sieht hinauf zum Sternenhimmel. Die Wolken hatten sich verzogen, der Nieselregen war langsam verklungen. Drei Tage kein Regen von jetzt an. Das könnte gefährlich für Euch werden, sagt Magister Hollerbusch. Er hat etwas auf seinem Karren platziert, das Euch die Wahl lässt, ob Ihr nun die Reise wie geplant fortsetzt oder Euch einen anderen Weg sucht. Er sagte, es sei wichtig, dass Hüter sich helfen, wo sie können. Er schaut Vishar einladend an. Gehen wir zurück zur Hütte, oder möchtet Ihr diesen Weg fortsetzen?
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Wasabogoa« (15. Juli 2013, 16:36)