Es war ein verregneter Tag, eigentlich kein Tag an dem man vor die Tür gehen mochte. Auf dem Sofa lümmeln, eingewickelt in eine Decke und dem Kamin dabei zuhören, wie er das geradeerst rein geworfene Holz zerstörte war eine viel angenehmere Vorstellung, doch Emelie hatte etwas vor. Es sollte eine Auktion geben, nur deshalb war sie vor einigen Tagen nach England gereist. England war bekannt für dieses Wetter, man hatte sie gewarnt. Sie hatte sich in ein altes Hotel eingemietet mit gutem Standard. Das Old Hound. Dort saß sie am Fenster, lehnte sich an die Fensterbank und sah auf die Straße, beobachtete die vorbeigehenden Passanten. In ihrer Hand ein Flyer, den man ihr vor Wochen schon zukommen ließ. Warum ausgerechnet sie einen bekam war wohl ein Geheimnis.
Auf dem Flyer waren allerhand Zeichnungen abgebildet. Uhren, Kisten, Truhen .. aber auch ein Schiff. Auf das hatte sie es abgesehen. Seitdem sie klein ist träumte sie von einem Piratenschiff. Und dann diese Möglichkeit.. dieser Zufall! Wann kommt man schon einmal dazu ein Schiff zu ersteigern. Ihre Eltern hassten das Meer, Schiffe und alles was damit zusammenhing. Ihr Vater, Emelies Großvater ,wurde verrückt deshalb. Seitdem müssen sie die Kosten tragen für das Sanatorium in dem er lebt. Ein Dorn im Auge. Emelie pflegte ein gutes Verhältnis zu ihrem Großvater. Sie liebte seine Abenteuerlichen Erzählungen, die voller Fantasie und Abenteuern steckten.
Noch eine Stunde.
Sie lächelte und griff zu ihrer Tasche. Dann machte sie sich auf den Weg zum Auktionshaus. Sie war aufgeregt. Der letzte zu sein der ein Gebot abgibt, das hatte etwas magisches. Den Hammer zu sehen, wie er fiel und anschließend auf einen gezeigt wird.. „ Verkauft an .. Emelie Mc Cloud „ Sie strahlte bei diesem Gedanken. Es waren nur wenige Hundert Meter als sie es erblickte. Das Sotherby´s. Eines der größten und berühmtesten Auktionshäuser Englands. Ehrfürchtig blieb sie davor stehen. Ein, durch den Regen, grau wirkendes Gebäudes mit großen Fenstern und einer großen Tür. Rundbögen über den Fenstern.. so unscheinbar und doch so wertvoll.
Em holte Luft und trat ein. Im inneren. Sah sie aller Hand Bilder. Ausstellungsstücke, sie waren hinter Glasscheiben mit den Wänden verankert, außerdem empfing sie sofort eine Wache. Diese sprach Emelie nicht an, das wollte sie auch gar nicht, man hatte sofort das Gefühl beobachtet zu werden. Der mit Holzbrettern ausgelegte Gang wirkte endlos. Kurz schloss sie die Augen und stellte sich vor, sie würde bereits auf einem Schiff an Deck entlang gehen. Das Holz unter ihren Füßen, welches sie vor Millionen Liter Wasser, und einer endlosen Tiefe bewahrte. Dem sicheren Tod.
Mám?
Em zuckte.
Verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken. Kann ich euch behilflich sein?
Nein, verzeiht. Ich möchte zur Auktion.
Sie kramte ihren Flyer hervor und zeigte ihn. Der Mann lächelte. Er hatte grau meliertes Haar, einen Vollbart und eine kleine Brille, die er auf der Nasenspitze trug. Er schaute sie drüber weg an, sie fragte sich kurz warum er überhaupt eine trug, wenn er doch nicht durchsah.
Dort entlang. Einfach platz nehmen. Es sind noch ein paar Plätze frei.
Sie nickte, steckte den Flyer wieder ein und ging auf den Raum zu, als sie sich umdrehte war der Mann verschwunden. Doch sah sie keine Tür wo er hindurch verschwinden hätte können, nicht so schnell.
Seltsam..
Emelie Mc Cloud nahm auf einem der hinteren Plätze platz. Vor ihr aufgebaut waren allerhand Stühle. Sie standen alle einzeln. Einige Leute saßen bereits. Sie tuschelten miteinander. Sie trugen große Hüte, Anzüge und edle Kleidung. Sie waren ganz offensichtlich wohlhabend. Emelie sah an sich herunter. Ein einfacher Hosenanzug. Eine lockere Bluse. Sie überschlug die Beine, stützte sich auf dem Knie ab. Sie passte nicht so recht hier her.
Der Raum füllte sich. An den Wänden hingen erneut viele Bilder. Alte Gemälde. Und vorn stand ein Pult aus dunklem Holz. Neben dem Pult lag ein dickes Buch, außerdem standen dort mehrere Truhen und Kisten mit Kleinkram. Genaueres konnte sie von dort aus wo sie war nicht sehen. So sehr sie sich auch bemühte. Der Raum wurde immer voller und schließlich schloss die Tür. Ein Mann trat an das Pult und begann zu reden.