Deck 79, Lebenserhaltung, ertönte die mechanische Stimme aus den Aufzuglautsprechern. Queekun nahm den Griff seines kleinen Werkzeugwagens und zog ihn watschelnd hinter sich her als die Aufzugtüren sich öffneten. Sofort stand er vor einer weiteren, verschlossenen Tür, an deren rechter Seite sich ein Retinascanner befand. Als er damals an Bord kam und sich das nötige Vertrauen erarbeitet hatte, musste er den Scanner erst einmal entsprechend modifizieren, damit dieser auch mit seinen Augen zurecht kam und ihn erkannte. Trotzdem saß der Scanner zu hoch für ihn. Eine Sache, die sich wohl nie ändern würde. Also erklomm er zum unzähligsten Mal seinen Werkzeugwagen, um groß genug für den Scanner zu sein. Ein grüner Laserstrahl drang in sein rechtes Auge ein, verbreiterte sich, bewegte sich auf und ab und verschwand wieder.
"Zutritt gewährt.", wieder eine mechanische Stimme.
Menschenschiffe waren für die Bedürfnisse seiner Spezies einfach nicht gebaut worden, das merkte er jeden Tag aufs Neue. Er nahm einen tiefen Zug Ammoniak durch seine Maske, sprang von dem Wagen und landete auf allen Vieren. Er bewegte sich vielleicht nicht am schnellsten durch das Schiff, dafür arbeitete er am Effektivsten...zumindest was die Technik betraf. Der Purk trat in die Steuerung der Lebenserhaltungssysteme ein und die Tür hinter ihm verriegelte sich wieder. Diverse Monitore hingen an den Wänden und zeigten zahlreiche, detailierte Werte und gegebenenfalls Störungen an. Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt, Druck in verschiedensten Leitungen...was war das? Die Decks 6-20 zeigten verringerten Sauerstoffgehalt und eine Störung der Luftreinigungsanlage an. Er hopste auf den Stuhl vor dem betreffenden Monitor und ließ ihn so weit nach oben fahren, wie es nur ging. Mit den Fingern tippte er auf dem Display herum und startete eine genauere Wartungsdiagnose. Es poppten Lagepläne der Decks 6-20 auf.
"In Ordung, in Ordnung, in Ordnung, in Ordnung, in Ordnung, da...", flüsterte er vor sich hin.
Ein Bereich färbte sich gelb. Die
Kampfarena. Noch etwa zwei Tage und die Kämpfer würden merklich schwerer Luft kriegen, das doppelte der Zeit und die Menschen würden in der Arena ersticken.
"Sauerstoff...pfui!", Sauerstoff bedeutete für seine Art den Tod. Der Sauerstoffgehalt in der Atemluft der Menschen konnte ihn innerhalb von Minuten töten. Bei dem Gedanken daran schauderte Queekun.
"Grauenhafte Vorstellung."
Da er es als seine heiligste Pflicht ansah, die Bewohner dieses Schiffes vor Schaden durch technisches Versagen zu bewahren, würde er diese Aufgabe heute gleich noch erledigen. Ansonsten stand heute scheinbar nichts mehr auf dem Plan. Er kratzte sich am Kopf und kehrte zur Übersichtsseite des Displays zurück. Der Stuhl fuhr nach unten und er zog weiter. Von Überwachungssystem zu Überwachungssystem. Es gab aber ansonsten nichts mehr, was seiner dringenden Aufmerksamkeit benötigte. Demnächst würden ein paar Ventile zu reinigen sein, aber das war langweilig und unterforderte ihn gewaltig. Vielleicht würde er Cheftechniker Donelly ans Herz legen, diese Aufgabe jemand anderem zu übertragen, damit er sich wichtigeren Dingen widmen konnte. Vielleicht würde er im raten, es diesem Scott zu überlassen. Dieses Individuum gehörte definitiv nicht zu den Vorzeigemodellen der menschlichen Spezies was den Intellekt betraf. Wie konnte man so jemanden für solch wichtige Aufgaben wie die Technik abstellen? Quekuun schüttelte den Kopf. Außerdem bezeichnete ihn dieser Kerl immer als 'kleine Missgeburt'. Er war regelrecht schockiert, als ihm der Transmitter diesen Ausdruck das erste Mal übersetzt hatte. Danach hatte er sich zwei Wochen lang geweigert, in der selben Schicht wie dieser ungehobelte Scott zu arbeiten. Donelly sprach dann aber ein Machtwort und er musste sich dem fügen.
Sein Volk war friedlebend, hielt nichts von Waffen oder anderweitigen Aggressionen. Doch seit dem Vorfall überlegte er schon unentwegt, wie er ihm einen Streich spielen konnte um es ihm heimzuzahlen. Es sollte ihn nicht verletzen, zumindest nicht körperlich, aber es sollte ihm eine Lektion sein.
Wie auch immer, er verließ Deck 79 und machte sich auf den Weg in die
Kampfarena. Zurück im Aufzug sinnierte er über seine geniale Idee nach. Wenn er recht hatte, und das war in Bezug auf Technik fast immer der Fall, konnte er den Energieverbrauch des gesamten Schiffes um 7-10% senken. Ihm fehlte nur noch ein klein wenig Zeit und das Ok vom Cheftechniker und der würde dann wahrscheinlich noch das Ok vom Captain haben wollen. Es war schließlich kein kleiner Eingriff, es mussten alle Systeme bis auf die lebenswichtigen für einen kleinen Zeitraum abgeschaltet werden. Das Deck der
Kampfarena war erreicht und hier begegnete er auch wieder mehreren Personen. Die Meisten hatten sich an seine Anwesenheit gewohnt, andere starrten ihn nach wie vor voller Abscheu an. Das störte ihn jedoch schon lange nicht mehr. Er war es gewohnt, ein einsames Leben zu leben. Seine Artgenossen waren in alle Richtungen der Galaxie verstreut, aus ihrer Heimat vertrieben. Und Freunde unter den Menschen zu finden war mehr als schwierig. Seine Fertigkeiten wurden geschätzt, dass war es dann aber auch schon. Seine Schultern hoben und senkten sich, unter seiner Maske summte er ein fröhliches Lied und zog den Wagen wieder hinter sich her...