Erst als der Hahn krähte, war mir bewusst wie spät es eigentlich ist.
Ich drehe meinen Kopf zum Fenster in dem bereits schwaches Tageslicht hinein fällt.
Ich lege die Feder aus der Hand, lehne mich auf dem Stuhl zurück und reibe mir mit meinen Händen über das Gesicht um die Müdigkeit halbwegs los zu werden. Nachdem ich meine Ärmel hochgekrempelt habe, stehe ich auf und gehe zum Fenster das ich sofort öffne um frische Luft in den Raum zu lassen. Die kühle Briese war herrlich und ich atme sie tief durch die Nase ein ehe ich sie mit einem Seufzen wieder ausatme. Ein Blick auf meine Taschenuhr und ich schüttle meinen Kopf. Es dauerte einige Zeit den Stundenplan zusammen zu stellen und eine halbe Ewigkeit, die 25 Briefe in den verschiedenen Sprachen zu schreiben.
Nachdem ich mich einige Minuten an der Fensterbank angelehnt habe, beginne ich den Schreibtisch aufzuräumen und die Briefe nach einander zu versiegeln, was wieder einige Zeit in Anspruch nahm.
Als auch das erledigt ist, strecke ich mich durch und gehe mit den Briefen in Richtung Botenhaus. Dort angekommen, öffne ich die Tür, ein Gähnen unterdrückend, und schaue ob bereits jemand da war. Zu meinem Glück war Mara bereits wach und steht mit einer Tasse Tee in der Hand hinter ihrem Schreibtisch, einige Dokumente begutachtend. Erst als ich die Tür hinter mir geschlossen habe, realisiert sie, dass jemand hinein gekommen ist und hebt die Tasse zum Gruß ehe sie sich wieder ihren Briefen widmet.
Ich wünsche einen guten Morgen.
, gebe ich mit einem müden Lächeln von mir.
Ebenso guten Morgen.
Maras Augen mustern mich von oben bis unten und bleiben schließlich auf den Stapel Briefe hängen die ich, neben einem Schnellhefter in der Hand habe.
Was habt Ihr denn da Schönes für mich?
Ich schaue nach unten und gehe näher zu der älteren Frau um ihr die Dokumente zu übergeben. Mara nimmt sie entgegen und fängt an durch zu blättern. Wichtige Briefe die so schnell wie möglich zu ihrem Empfänger müssen.
Als die Botenchefin durch alle Briefe durch war, schaut sie mich mit genervter Fassungslosigkeit an.
Das könnt Ihr doch nicht ernst meinen. Mit allem nötigen Respekt Meister,... welchem Boten soll ich denn diese Briefe geben?
Es war nicht oft, dass ich mit solchen Dokumenten zu Mara komme weshalb ich ihren Unmut gut verstehen kann, doch ehe ich ein Wort von mir gebe, ziehe ich meine Notizen aus der Mappe heraus und stelle mich neben sie hin damit sie mit lesen kann.
Selbstverständlich, kannst du diese Briefe nicht irgendwem geben. Ich werde die Notizen hier duplizieren damit jeder eine Abschrift davon bekommt und den Spuren nachgehen kann, sollte jemand nicht dort sein wo es gesagt wurde wo er oder sie ist.
Ohne etwas zu sagen, ließt sie sich die Notizen durch wobei eine tiefe Falte zwischen ihren Augenbrauen entstanden ist, was ein gutes Zeichen ist, da sie bereits nachdenkt wer in welche Richtung reist und wie viele Leute wirklich nötig sind.
Ich drücke Mara die Zettel in die Hand und beginne Kopien davon mit meinen Kräften zu erstellen und als alle beisammen sind, lege ich sie auf dem Tisch ab und verschränke meine Arme.
Erst nach mehreren Minuten höre ich die Frau neben mir seufzen.
Ihr wisst wie lange das dauern wird, oder?
, ich nicke nur.
Und Ihr wisst, dass es keine hundertprozentige Erfolgschance gibt, dass alle Briefe ihr Ziel erreichen?
, abermals nicke ich nur und abermals seufzt sie auf.
Gut,... ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.
Mein Blick geht zu Mara und ich hebe eine Augenbraue.
Brauchst du sonst noch etwas?
Blicke können Bände sprechen und Mara war da keine Ausnahme. Sie verkneift sich eine spitze Bemerkung und deutet leger nach draußen während sie sich hinsetzt.
Nein, nein,...!
, sie schüttelt seufzend den Kopf.
Ich weiß schon was ich zu tun habe.
, ihre harte aber herzliche Art bringt mich zum Lächeln und ich klopfe ihr auf den Rücken.
Danke.
Draußen an der frischen Luft verkneife ich mir ein weiteres Gähnen und ziehe die Taschenuhr heraus. Es war bereits 8 Uhr und ich habe seit mehreren Tagen kein Auge zu gemacht.
Mental gehe ich alle täglichen Aufgaben durch die mich erwarten würden und realisiere, dass es nichts ist, was jemand anderes nicht übernehmen könnte.
Zurück beim Haupteingang, erblicke ich Anuruyn die gerade in Richtung Gewächshaus unterwegs ist und eile zu ihr, die sofort in meine Richtung schaut.
Wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt Meister: ihr seht furchtbar aus.
, die trockene und äußerst direkte Art der Elfin war wie immer charmant und ich verziehe missmutig mein Gesicht.
Danke. Genau deswegen möchte ich mit dir sprechen. Es gibt heute nichts Wichtiges zu tun, außer für Charlotte da zu sein und die vorübergehenden Stundenpläne auszuteilen.
, während ich das sage, krame ich in der Mappe in der ich auch die Notizen für Mara aufbewahrt habe, und ziehe die Stundenpläne heraus.
Anuruyn nimmt sie in die Hand und ließt sich alles durch.
Und da das die einzigen Dinge sind, überlasse ich sie dir während ich den absolut nötigen Schlaf nachhole. Ich beginne zu halluzinieren und Schatten fangen schon an sich zu bewegen.
Eine Augenbraue hebt sich in dem Gesicht der Waldläuferin und ihre Augen schauen in die meinen.
Seit Ihr Euch sicher, dass Ihr nur halluziniert?
, abermals verziehe ich mein Gesicht. Anuruyns Humor war unschlagbar in Situationen wie diesen, denn die spitz-ohrige Kreatur vor mir weiß sehr gut, dass es mehr als nur Hirngespinste sein können.
Ich gehe ins Bett,...
, gebe ich nur von mir und lasse meine rechte Hand einfach stehen während ich zurück zum Haupteingang gehe.
Es dauert ewig bis ich die ganzen Stufen erklommen hatte denn ich war selbst zum erschaffen eines Portales zu müde,... die Ereignisse in der Nacht und die von Charlotte Erzeugten waren auslaugend.
Im Zimmer, schließe ich die Tür hinter mir und beginne mich träge auszuziehen. Dabei werfe ich die Kleider einfach auf einen Sessel der in der Ecke neben meinem Bett steht. Mit jeder Minute müder werdend, schleiche ich ins Badezimmer um mich Bett-fertig zu machen.
Ich schalte das Licht im Badezimmer aus, bleibe im Türrahmen stehen und beschließe, doch noch einen Moment auf die Terrasse zu gehen wo ich mich für einige Minuten auf die Brüstung setze und den Wind auf meinem an sich nackten Körper, mit Ausnahme von schwarzen Boxershorts, genieße.
Als die Müdigkeit dann doch zu stark wird, rutsche ich von der Mauer und gehe wieder in mein Gemach, lasse die Terrassentür dabei offen, und krieche unter die Bettdecke um den überfälligen Schlaf nachzuholen.